82 Prozent mehr Glasbruch bei iPhone 4
Von Bernd Kling am 12. Oktober 2010 9 Kommentare
Nach Antennagate kommt Glassgate
Ryan Block, bekannt als Mitgründer von Engadget sowie GDGT, bekam es von innerhalb und außerhalb Apples zu hören. Noch einen Designfehler des iPhones habe das Entwicklerteam des iPhones identifiziert neben der außen umlaufenden Antenne, was bei üblicher Handhaltung leicht zu Verbindungsabbrüchen führte. Das Glas, das bei iPhone 4 die Vorder- und zusätzlich die Rückseite ziert, ist demnach besonders anfällig für Kratzer und sogar Bruch.
Auffällig in diesem Zusammenhang erschien ihm, dass Apple selbst in den eigenen Läden für das iPhone 4 keine Schutzhüllen des Typs „slide-on“ führte. Als naheliegende Erklärung erwies sich, dass sich Partikel, die sich gelegentlich beim Draufschieben zwischen Gehäuse und der gläsernen Rückseite verfingen, zu Kratzern und letztlich Bruch führen konnten. Nachdem Block wochenlang recherchierte und sicherheitshalber bei Apple nachfragte, tauchten dann ganz überraschend wieder ein paar dieser Schutzhüllen in Apples Online-Store auf, nicht aber in den Läden.
Ein Apple als Affiliate-Partner verbundenes Blog wies das prompt als „holprige Geschichte um einen ‚weiteren potentiellen Designfehler‘ des iPhone 4“ zurück. Nicht sein durfte das, fehle doch „praktisch jeglicher tatsächlicher Schadensbericht über auf diese Weise zersplitterte iPhone-Rückseiten“.
Das gibt es tatsächlich weder von Apple noch nahestehenden Medien. Mehr Informationen liefert dazu jetzt aber Squaretrade, ein Anbieter von Garantieleistungen für Mobiltelefone. Er wertete die Schadensfälle von über 20.000 iPhone 4 aus und stellte eine Zunahme der Berichte über gebrochene Displays um 82 Prozent fest im Vergleich zum vorhergehenden iPhone 3GS.
Allein in den ersten vier Monaten erlebten 3,9 Prozent der Besitzer eines iPhone 4 ein gebrochenes Display (im Vergleich zu 2,1 Prozent der Besitzer von iPhone 3GS). Insgesamt hatte das iPhone 4 eine um 68 Prozent höhere Schadensrate (4,7 statt 2,8 Prozent innerhalb der ersten vier Monate). In der Hochrechnung sehen 15,5 Prozent der iPhone-4-Käufer einem Schadensfall im ersten Jahr entgegen – das entspräche einer Verdoppelung gegenüber der Schadensrate von iPhone 3GS mit 7,8 Prozent.
Die erhobenen Daten weisen zwar nicht eindeutig aus, inwieweit in Slide-Gehäuse gelangte Schmutzpartikel für gebrochenes Glas verantwortlich sind, aber mindestens ein Viertel der berichteten Glasschäden betrafen das rückseitige Glas. Klare Schlussfolgerung von Squaretrade: „Die Meldungen über 82 Prozent mehr gebrochene Displays weisen darauf hin, dass das iPhone 4 empfindlicher ist gegen Schäden durch äußere Einwirkung.“
Diagramme: Squaretrade
Wissen Sie, auf welche verkauften Mengen von Iphone 3 und 4 sich sich die Statistik bezieht?
Bei iPhone 4 bezieht es sich auf über 20.000 Geräte, deren Besitzer bei Squaretrade zusätzliche Garantieleistungen erwarben. Nicht erfasst sind dabei weitere Schäden, die direkt von Apple abgewickelt wurden. Es handelt sich ausschließlich um neu erworbene Geräte. Eine Zahl für 3GS wurde nicht genannt, dürfte aber in einem ähnlichen Bereich liegen.
„…wurde nicht genannt, dürfte aber…“
Dürfte? Sollte!
Naja, alles mal wieder etwas wage… So wie es halt immer mit Statistiken ist. Die Daten mit denen Statistiken berechnet werden, werden nicht veröffentlicht, da man daran sehen würde, dass die Statistik doch nichts aussagt… 😉
Aber, man weiß es nicht – vielleicht stimmt sie ja auch.
Die Zahlen können natürlich nicht die gleiche Höhe haben, wenn sich die Verkaufszahlen von einer iPhone-Generation zur nächsten erhöhen. Entscheidend ist, dass sie eine statistisch relevante Grundlage abgeben. Squaretrade hatte schon zum ersten iPhone eine Auswertung der Schadensfälle auf der Grundlage von über 10.000 Geräten veröffentlicht.
Danke für den Nachtrag der Infos.
Beim 3GS ist das Display aus Glas, die Rückseite aus Plastik – beim IPhone 4 bestehen Vorder- und Rückseite aus Glas –> Verdoppelung der Glasfläche = Verdoppelung die Glasbruch-Wahrscheinlichkeit („…mindestens ein Viertel der berichteten Glasschäden betrafen das rückseitige Glas…“). Logisch, dass es doppelt so viel Glasbruch gibt – Wie bei der Sache mit dem Butterbrot – nur dass das IPhone 4 jetzt auf beiden Seiten Butter hat, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass es auf die Butterseite fällt eben auf 100% angestiegen ist.
Stimmt. Daran hatte ich nicht gedacht.
Herr Kling?
Glasklare Logik 🙂