Amazon Appstore für Android: Entwicklerportal macht auf
Von Bernd Kling am 5. Januar 2011
Ein Appstore mit flexiblen Preisen
An Googles Android Market gab und gibt es viel auszusetzen. Manchmal kommt sogar der Eindruck auf, Google hätte im Gegensatz zu Apple gar kein so großes Interesse an Bezahl-Apps. Google verdient in allererster Linie durch kostenlose Dienste mit Werbung und könnte daher vor allem an kostenlosen Apps interessiert sein, die sich eben durch Werbung finanzieren. Mit Admob hat Google zudem den führenden Spezialisten für Handywerbung übernommen. Aus guten Gründen entschied sich Rovio, das erfolgreiche Spiel Angry Birds für Android kostenlos und werbefinanziert anzubieten.
Amazon hingegen ist ein Händler, der auch bei digitalen Medieninhalten am Ball bleiben will, und hat vor allem ein Interesse an Verkäufen. Das führt zu einem zunächst vielleicht unauffälligen, aber wesentlichen Unterschied im Konzept des Appstores. Amazon behält wie Google und Apple 30 Prozent des Verkaufspreises ein, aber es ist kein Festpreis. Die Entwickler setzen einen Listenpreis fest, doch Amazon behält sich vor, die Anwendungen auch günstiger anzubieten. Bei verbilligten Apps erhalten die Entwickler mindestens 20 Prozent des Listenpreises. Das engt Amazons Spielraum für Preissenkungen wieder ein, aber es ermöglicht wieder den Preiswettbewerb und damit auch bessere Verkaufschancen. Apple hatte ihn mit seinem Agenturmodell für den App Store ausgehebelt und Google sich weitgehend an diesem Modell orientiert.
Als weiteren wesentlichen Vorteil hebt Amazon die bessere Auffindbarkeit von guten und relevanten Anwendungen hervor. Dabei helfen sollen gezielte Empfehlungen, wie schon lange bei Büchern und andere Produkten des Online-Händlers zu erleben. Dabei will Amazon nicht nur auf ähnliche Apps verweisen, sondern auch Verbindungen mit anderen Produkten herstellen, beim Stöbern auf Amazon.com zum jeweiligen Produkt passende Apps herausstellen.
Der Kauf von Apps kann direkt mit dem Smartphone über eine Amazon-App oder über das Web erfolgen. In Zusammenarbeit mit Geräteherstellern ist bei künftigen Smartphones ein vorinstallierter Amazon Appstore zu erwarten. Bereits eröffnet ist das Developer Portal für den Amazon Appstore. Der Appstore selbst wird erst später in diesem Jahr eröffnet.
Wie Apple will auch Amazon die Apps auf Funktionalität testen und inhaltliche Richtlinien durchsetzen, die Pornografie, illegal, anstößige oder Urheberrechte verletzende Inhalte ausschließen – oder was immer Amazon dafür hält. Dem Vernehmen nach will sich Amazon dabei weniger rigoros verhalten und nicht etwa politische Satiren als „verleumdende Inhalte“ verbieten. Noch aber ist in frischer Erinnerung, dass Amazon auf mutmaßlichen Druck der US-Regierung Wikileaks von den eigenen Servern verbannte.
Screenshot: Amazon Appstore Developer Portal