Amerika entdeckt den Elektroschrott – in China

Von am 11. November 2008  


Überraschung! Der Sender CBC entdeckt in seiner Sendung 60 Minutes die Recycling-Mafia und die himmelschreienden Umstände, unter denen die Elektronikreste der USA in China „wiederverwertet“ werden. Aber werden die giftigen E-Müll-Berge wirklich heimlich und illegal in anderen Ländern abgeladen?

Der empörte Enthüllungsreporter spricht von Gangstern und legt eine Recyclingfirma aufs Kreuz, deren Inhaber sich höchst besorgt gibt und von einem Kind berichtet, das durch die giftigen Entsorgungsmethoden in China ums Leben gekommen sei. Sein Pech nur, dass ihm nachgewiesen werden kann, wie er selbst den auf seinem Recyclinghof angelieferten Elektroschrott nach China entsorgt, obwohl er seinen Kunden verspricht, genau das nicht zu tun.

Was 60 Minutes bei aller Empörung zu erwähnen vergisst: Die USA haben als einziges entwickeltes Land noch immer nicht nicht die Basler Konvention gesetzlich umgesetzt, die verhindern sollte, dass Industrieländer ihre giftigen Müllberge in Entwicklungsländern abladen. Und dass die Behörden des Landes schon mehr als ein Auge zudrücken müssen, damit die Seecontainer mit elektronischem Giftmüll Jahr und Tag ungehindert außer Landes geschippert werden. Es sind nicht die kleinen Betrüger, es ist die Verflechtung von Politik und Wirtschaft.

Wer es wissen wollte, konnte schon wesentlich früher mehr über die absolut krassen Umstände erfahren, unter denen chinesische Wanderarbeiter und ihre Familienangehörigen die Reste des elektronischen Wohlstands entsorgen. Wie zum Beispiel in diesem aufwühlenden Videobericht von Laura Ling, einer Amerikanerin chinesischer Herkunft.

Sie sucht und findet die Opfer des Giftmüll-Exports, die den Elektronikmüll verbrennen oder mit Säuren behandeln, um an die Schwermetalle zu kommen. Sie besucht sie an ihren „Wohn“- und Arbeitsplätzen und schafft es, auf Augenhöhe mit ihnen zu sprechen. Und vergisst nicht zu erwähnen, dass die USA die globale „Basler Konvention über den grenzüberschreitenden Transport gefährlicher Abfälle und ihre Entsorgung“ von 1989 (!) zwar unterzeichnet, jedoch noch immer nicht ratifiziert haben.

(bk)

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