AOL laufen die Blogger davon, 2. Folge
Von Bernd Kling am 13. März 2011
Chefredakteur von Engadget.com verlässt das Mutterschiff
AOL hat große Pläne und will ganz vorne mitspielen im News-Business. Für 315 Millionen US-Dollar kaufte der frühere Einwahlprovider die trafficstarke Huffington Post zu, deren Geschäftsmodell zu einem guten Teil auf Newsaggregation und unbezahlten Beiträgen basiert.
Den eigenen Redakteuren macht AOL zunehmend Druck, beim Schreiben immer zuerst an die Suchmaschinen zu denken. Die Pläne laufen unter der Überschrift „The AOL Way“ und sehen vor, dass Themen per Software ausgewählt und mit SEO-Methoden aufbereitet werden. Suchmaschinenoptimierung statt Journalismus, Quote statt Inhalt.
Im letzten Monat sprangen die ersten Redakteure ab, die diesen Weg nicht gehen wollten. Der Exodus geht weiter mit den Spitzenleuten des Techblogs Engadget, das wie Techcrunch zu AOL gehört. Chefredakteur Joshua Topolsky verabschiedet sich mit einem vieldeutigen „Hallo, ich muss jetzt weg“ von seinen Lesern. Mit ihm geht Managing Editor Nilay Patel (nach 3633 Beiträgen und über einer Million Worten bei Engadget), der sich nicht einmal durch das Angebot halten ließ, selbst Topolskys Nachfolger als Chefredakteur zu werden.
Engadget.com wurde mit 14 Millionen monatlichen Besuchern zu einer der erfolgreichsten Tech-Publikationen. Die Kapitäne, die das Mutterschiff AOL verlassen, haben bereits neue Pläne. Topolsky verspricht den Engadget-Lesern: „Ich verlasse die News-Branche nicht. Tatsächlich überlege ich ein paar Fantasy-Projekte, von denen ihr hoffentlich schon bald mehr zu hören bekommt.“
„The AOL Way“ – der Weg nach draußen?