Apple: Geheime “strategische Investition†über 3,9 Milliarden US-Dollar
Von Bernd Kling am 20. Januar 2011
Knappe Bauteile gesichert
Wie Apples Finanzchef Peter Oppenheimer enthüllte, lässt es sich Apple fast vier Milliarden Dollar kosten, den Komponentenfluss für neue Produkte zu sichern und konkurrierenden Herstellern den Zugang zu erschweren:
„Während der September- und Dezember-Quartale haben wir langfristige Liefervereinbarungen abgeschlossen mit drei Anbietern, aufgrund derer wir insgesamte Ausgaben in Höhe von 3,9 Milliarden US-Dollar erwarten durch Vorauszahlungen für lagernde Komponenten sowie Kapitalaufwendungen über einen Zeitraum von zwei Jahren.“
Verknappung identifiziert
Apple will aus Konkurrenzgründen nicht einmal andeuten, auf welchen Bereich sich diese Ausgaben beziehen. COO Tim Cook zog lediglich einen Vergleich mit den Vereinbarungen, die Apple 2005 mit mehreren Herstellern über Flash-Speicher mit einem Einkaufsvolumen von 1 Milliarde Dollar getroffen hatte, nachdem eine Verknappung von Flash befürchtet wurde:
„Wir sind ständig auf der Ausschau nach diesen Technologien. In den letzten Quartalen haben wir daher einen weiteren Bereich identifiziert und kamen zu einigen kürzlichen Vereinbarungen … Ähnlich wie bei den Vereinbarungen über Flash konzentrieren sie sich auf diesen Bereich, den wir als sehr strategisch empfinden.“
Vielfache und gegensätzliche Mutmaßungen ließen nicht auf sich warten. Sie reichen von einer „innovativen Technologie, die bisher nicht in der Serienproduktion ist“ bis hin zu neuen 3D-Technologien. Im Gespräch sind weiterhin Batterien, Displays, Speicher und mehr.
Displays können es nicht sein, argumentiert Infosync, da sich Apple bereits für weitere drei Jahre an LG Display als exklusiven Lieferanten gebunden habe. Es könne sich daher nur um SoC-Lösungen handeln (System-on-a-Chip). Eine aufgebohrte Version des A4-Prozessors sei zu erwarten, der in iPhone 4 und iPad zum Einsatz kam, hergestellt in einer gemeinsam mit Foxconn zu errichtenden Fertigungsanlage in China.
Ganz neu ist diese Theorie nicht, kommt vielmehr immer wieder in die Debatte, seit Apple 2008 mit P.A. Semi ein Unternehmen mit renommierten Chipexperten übernahm und anschließend weitere Experten von anderen Firmen abwarb.
LCD-Panels gehen aus
Andere weisen darauf hin, dass LG Display nach eigenen Angaben schon im letzten Jahr nicht genug Displays für das iPad liefern konnte. Da eine weitere Verknappung die Verkaufschancen für das Tablet gefährden könnte, soll Apple deshalb weitere Verträge über Displaylieferungen mit Toshiba und Sharp abgeschlossen haben, die sich nach Berichten im Dezember auf jeweils 1,2 Milliarden Dollar beliefen. Apples Hausfertiger Foxconn wiederum will sich an der LCD-Sparte von Hitachi beteiligen und könnte über das Tochterunternehmen Chimei Innolux ebenfalls Displays für das iPad zuliefern.
Auch wenn es Apple nicht ausspricht, fast alles spricht für eine gezielte Investition, um LCD-Displays für eigene Produkte zu sichern. Die frühzeitige Sicherung sich verknappender Komponenten eröffnet ein weiteres Feld im Konkurrenzkampf.
Abbildung: 111graus / CC (Apple iPad)