Apple sammelt ortsbezogene Daten der Nutzer und gibt sie weiter
Von Bernd Kling am 25. Juni 2010
US-Politiker verlangen Aufklärung – Steve Jobs muss antworten
Als überparteiliches Politiker-Duo nahmen sich die Kongressabgeordneten Joe Barton (Republikaner) und Edward Markey (Demokrat) bereits Google vor und bewegten die US-Handelsaufsicht FTC dazu, die Geschichte mit den von Street-View-Fahrzeugen nebenbei eingescannten Daten aus unverschlüsselten WLANs aufzurollen. Jetzt kommt Apple dran aufgrund undurchsichtiger neuer Klauseln in den Nutzerbedingungen.
Apple nimmt sich in ihnen heraus, ortsbezogene Daten der Nutzer in Echtzeit sowohl zu sammeln als auch zu speichern und diese Informationen darüber hinaus auch noch an Dritte weiterzugeben, die nur als „Partner und Lizenznehmer“ bezeichnet wurden. Viele erinnert es an die umstrittenen Datenschutzänderungen bei Facebook, die ebenfalls mit Opt-In durchgeführt wurden und ein Opt-Out schwierig bis unmöglich gestalteten. Wer Apples Vereinbarung für Endbenutzer nicht zustimmt, wird einfach vom Download weiterer Anwendungen ausgeschlossen.
Laut Apple werden „präzise Ortsdaten“ gesammelt einschließlich der „geografischen Ortsbestimmung Ihres Apple-Computers oder Apple-Geräts“. Es kann sich demnach auf Macbook und iMac ebenso beziehen wie auf iPhone und iPad. Sammlung und Speicherung sollen in einer anonymen Form geschehen, die keine persönliche Identifizierung durch Apple, Partner oder Lizenznehmer zulasse.
Apple sammelt seit mindestens 2008 ortsbezogene Daten und Formulierungen dieser Art tauchten bereits in Lizenzbedingungen (EULA) für einzelne Geräte auf. Als neue Formulierungen fielen sie jetzt in den allgemeinen Datenschutzrichtlinien auf. Es fällt zeitlich zusammen mit der Einführung von iPhone 4 und iOS 4. In der neuen Version des mobilen Betriebssystem ist Apples proprietäre Anzeigenplattform iAd integriert, die ortsbezogene Nutzerdaten einsetzen könnte.
Zu kritischen Berichten wollte Apple keine Stellung nehmen, wird dafür jetzt eine Anzahl von Fragen der Kongressabgeordneten beantworten müssen. Sie wollen unter anderem wissen, mit welchen Produkten Apple ortsbezogene Daten sammelt, seit wann und wie oft. Von allen Nutzern, einer Gruppe von Verbrauchern? Wie sollen die Daten genutzt und eine anonyme Speicherung gesichert werden? Wer sind die nicht näher bezeichneten „Partner und Lizenznehmer“? Glaubt Apple den gesetzlichen Bestimmungen zu entsprechen, die eine Weitergabe ortsbezogener Daten der Verbraucher ohne ihre ausdrückliche vorherige Zustimmung untersagen?
Die Abgeordneten bemängeln die weitreichenden Formulierungen in allgemeinen Datenschutzrichtlinien, die Kunden akzeptieren müssen, um nicht vom Download weiterer Anwendungen und Aktualisierungen ausgeschlossen zu werden: „Angesichts der begrenzten Möglichkeiten der Apple-Nutzer, die veränderten Bestimmungen abzulehnen und dennoch die Features ihrer Apple-Produkte zu ihrem Vorteil zu nutzen, sind wir beunruhigt über die Auswirkungen, die das Sammeln solcher Daten auf die Privatsphäre von Apples Kunden hat.“
Markey und Barton haben zusammen den Vorsitz eines Kongressausschusses inne, der für Privatsphäre und Datenschutz zuständig ist. Sie formulierten ihre Fragen in einem Brief an Apple-CEO Steve Jobs und erwarten eine Antwort bis zum 12. Juli.
Abbildung: Ed Uthman / CC (Apple-Store New York City)