Apple und die Chipexperten
Von Bernd Kling am 8. August 2010
Mark Papermaster musste Apple nach Antennagate verlassen – wie geht es mit Apples geheimen Prozessorplänen weiter?
Der Weggang von Mark Papermaster, zuletzt bei Apple für die Hardware-Entwicklung von iPhone 4 verantwortlich, steht im offensichtlichen Zusammenhang mit den Empfangsproblemen von iPhone 4, auch wenn es sie in der offiziellen Lesart von Steve Jobs gar nicht gibt. Das überraschende Ausscheiden des anerkannten Prozessorexperten Papermaster wirft darüber hinaus Fragen auf, was Apples Pläne für eine eigene Chipentwicklung angeht.
Apple übernahm 2008 die Chipschmiede PA Semi mit zahlreichen Chipexperten und warb weitere führende Experten von anderen Firmen ab, unter ihnen Mark Papermaster von IBM. Auch Intel, AMD, Samsung und Qualcomm konnte Apple erfolgreich Mitarbeiter mit Chipexpertise abjagen. Apple-Beobachter erwarteten von ihnen die Entwicklung eines eigenen angepassten Chips für iPhone und iPod.
Doch wichtige Experten von PA Semi wurden nicht glücklich bei Apple und verabschiedeten sich schnell wieder, um das Startup-Unternehmen Agnilux zu gründen. Das wurde inzwischen wiederum von Google übernommen, während Apple sich von einem weiteren Startup namens Intrinsity bei der Entwicklung des Prozessors A4 helfen lassen musste, der inzwischen in iPad und iPhone 4 im Einsatz ist. Zu diesem Zeitpunkt war Intrinsity ein selbständiges Unternehmen, dessen 100 Mitarbeiter durch enge Zusammenarbeit mit Samsung verbunden waren. Inzwischen wurde auch Intrinsity von Apple übernommen.
A4 erwies sich jedoch nicht als grundsätzliche Neu- oder Eigenentwicklung, sondern als lizenzierter ARM-Prozessor aus dem Regal, der auf dem Single-Core-Chip Cortex A8 basiert und durch das Weglassen nicht benötigter Features optimiert wurde. Ungeklärt ist damit weiterhin, was Apple mit den teuer eingekauften Chipexperten vorhatte – und inwieweit sich die Pläne umsetzen ließen.