Apples App-Store-Chef kassiert nebenbei mit Furz–Apps

Von am 19. August 2010  

Furzen und Pissen gefällt, aber …

Es muss immer noch reichlich Leute geben, denen so etwas gefällt. Allein eine schnelle Suche in Apples App Store nach „fart“ fördert 745 Apps für das iPhone und 37 für das iPad zutage. In diesem stinkigen Geschäft mischt ausgerechnet Phillip Shoemaker mit, der bei Apple als director of applications technology unmittelbar für den Zulassungsprozess im App Store verantwortlich ist.

Er wird in zahlreichen Berichten als der verantwortliche Entscheider genannt, wenn es Apple wieder einmal gefällt, eine Anwendung aus den fadenscheinigsten Gründen aus dem App Store zu verbannen – selbst die politischen Karikaturen eines Pulitzer-Preisträgers fielen schon dieser unberechenbaren Zensur zum Opfer.

Die jetzt aufgedeckten Nebengeschäfte des Oberzensors laufen über das Label Gray Noodle mit sieben Apps dieser unappetitlichen Kategorie zu Preisen von jeweils 1 bis 2 US-Dollar. Die Beschreibung einer dieser Anwendungen (iWiz) illustriert ihre akustische Qualität zur Genüge: „Simuliere die Erfahrung des Urinierens über eine längere Zeit. Überzeuge deine Freunde, dass du niemals aufhörst. iWiz erlaubt dir das Urinieren zu simulieren: schneller, langsamer oder nur tröpfelnd.“

Bei Animal Farts strecken sich dem Betrachter die Hinterteile von Tieren entgegen. Daneben platzierte Buttons lassen ähnlich geräuschvolle Aktionen auslösen wie „Furzen“, „Scheißen“ oder „Pissen“ – die Töne begleitet von tierischen Animationen.

Eine Apple-Sprecherin erklärte auf Nachfrage, Shoemaker habe die Anwendungen bereits vor seinem Eintritt bei Apple veröffentlicht und daher nicht gegen Apples klare interne Regeln verstoßen. Tatsächlich kamen drei der sieben Anwendungen, die über Gray Noodle laufen, erst später in den App Store. Shoemaker zog gleichzeitig die Reißleine, löschte seinen Twitter-Account und änderte sein Profil bei LinkedIn, um seine Verbindung zu Gray Noodle zu kaschieren. Als dessen Besitzer wird er aber auch weiterhin in vielen anderen Websites genannt.

Die von Shoemaker gelöschten Spuren bei Twitter und LinkedIn wurden bei Wired.com vorausschauend gesichert und sind dort weiterhin als Download verfügbar. Diese Vertuschungsaktion eines Zensors ging in die Hose.

Seine moralische Autorität dürfte damit bei Entwicklern, die sich mit den Zulassungsprozeduren bei Apple zu plagen haben, noch einmal deutlich gesunken sein. Ben Kahle, Entwickler der abgelehnten satirischen Anwendung „Me So Holy“ (sie erlaubte es, selbst aufgenommene Gesichter in ein Jesusbild auf dem „Jesusphone“ zu „photoshoppen“, als wäre man ein wenig Jesus):

„Wenn sie solche Dinge machen, warum kann ich dann nicht Anwendungen wie Me So Holy machen? Insbesondere, wenn der verantwortliche Typ so einen Scheiß macht.“

Screenshot: Wired

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