Apples iPad lässt E-Book-Preise steigen
Von Bernd Kling am 1. Februar 2010 1 Kommentar
Amazon entfernte am Wochenende alle Titel des führenden US-Verlegers Macmillan im Streit um angemessene E-Book-Preise. Nach dem Showdown kapitulierte der führende Online-Buchhändler und akzeptierte das für das iPad vorgesehene Agenturmodell und „unnötig hohe Preise für E-Books“.
Nicht nur E-Books, sondern auch alle gedruckten Werke des Verlags hatte Amazon aus dem Verkauf genommen, so dass sie nur noch von Drittanbietern zu bestellen waren. Betroffen waren selbst aktuelle Bestseller. Der Widerstand gegen höhere Preise für E-Books hielt nicht lange an, schon am Sonntag gab Amazon zähneknirschend die Kapitulation bekannt:
„Indem wir den Verkauf aller Macmillan-Titel vorübergehend einstellten, haben wir klar und unmissverständlich unsere ernsthaften Bedenken zum Ausdruck gebracht. Wir wollen Sie jedoch wissen lassen, dass wir letztendlich nachgeben und die Bedingungen von Macmillan akzeptieren müssen, da Macmillan ein Monopol über die eigenen Titel hat und wir sie selbst zu Preisen anbieten wollen, die unnötig hoch sind für E-Books.“
Ergebnis des beinharten Preiskampfes: Ab März setzt der Verleger den Preis eines jeden Buchs einzeln fest. Amazon bestimmt nicht mehr über die eigenen Verkaufspreise, sondern lässt sich in die Rolle eines Verkaufsagenten drängen, der für seine Dienste eine Vermittlungsprovision von 30 Prozent erhält. Die Preise für Neuerscheinungen werden nicht mehr die bei Amazons E-Books üblichen 9,99 US-Dollar kosten, sondern steigen auf 12.99 bis 14.99 US-Dollar.
Darum waren die Verleger schon lange bemüht, kamen aber an der Marktposition Amazons nicht vorbei. Apples iPad, obwohl es sich noch gar nicht als E-Reader beweisen konnte – und mit LCD-Display sowie Hintergrundbeleuchtung alles andere als ideal dafür sein dürfte – wirft damit seinen Schatten voraus und ändert die Spielregeln für die Buchbranche. Schon vor der offiziellen Vorstellung des Apple-Tablets hatte Amazon den eigenen Anteil für E-Book-Veröffentlichungen von 70 auf 30 Prozent reduziert.
Steve Jobs trug den Verlagen genau das jetzt von Amazon akzeptierte Agentur-Modell an, von dem sie sich neben höheren Preisen auch höhere Gewinne zu versprechen scheinen. Jobs propagiert damit allerdings für Bücher exakt das Gegenteil dessen, was Apple TV-Studios und Musiklabels verwehrte, die lange vergeblich gegen den iTunes-Einheitspreis von 99 Cent für Songs anrannten.
(bk)
Abbildung: Amazon
Wer kauft schon ein eBook für über 10 Dollar? – Ich bestimmt nicht!
Da gebe ich Amazon Recht – aber die 70%, welche Amazon zuvor eingesackt hat, waren auch wirklich unverschämt! – Da kann ich gut nachvollziehen, dass die Verleger und Autoren etwas dagegen haben. Mit der Reduzierung auf 30% sollte aber bereits genügend Gewinn übrig bleiben… sollte man zumindest meinen…