BING: But It's Not Google
Von Bernd Kling am 28. Mai 2009 2 Kommentare
Microsofts neue Suchmaschine geht am 3. Juni an den Start. Ein paar Leute durften bereits mit ihr spielen. Und ihre Urteile fallen weitgehend ähnlich aus.
Sie kommen überwiegend zum Schluss, keinen Google-Killer erlebt zu haben, was allerdings nicht einmal Microsoft zu behaupten wagte. Mit Bing verfüge Microsoft jedoch über ein wettbewerbsfähigeres Produkt im Vergleich zur Suche, die zuletzt als Live Search angeboten wurde.
Früh bingen durfte Erick Schonfeld von Techcrunch, der das Suchwunder bereits rund eine Woche lang befragen konnte. Wie seine Screenshots zeigen, lief Microsofts neuer Anlauf gegen Google zu dieser Zeit noch unter dem Codenamen Kumo. Seine vorsichtige Einschätzung: „Es reißt nicht alles herum, aber es gibt viele nette Details. Die geführte Suche funktioniert erstaunlich gut.“
Bing lief in der Testphase noch unter dem Codenamen Kumo
Seit ein paar Wochen bereits war Greg Sterling von Search Engine Land mit Bing auf der Suche. Er setzte Bing dabei parallel zu Google ein, mitunter auch als ausschließliche Suchmaschine. Auch ihm sagten eine Reihe Features zu, darunter das manchmal links oben erscheinende „Inhaltsverzeichnis“ mit seiner Rubrifizierung sowie die leicht zugängliche Suchhistorie. Mit Bing gebe es nicht mehr den riesigen Abstand, der zwischen Google und Live Search bestand, aber auch keinen triftigen Grund zum Umstieg:
„Um ehrlich zu sein, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich Google aufgebe, insbesondere aufgrund der Integration in Firefox. Aber ich kann auch freimütig sagen, dass ich Bing nutzen werde, während ich Live Search nie nutzte, außer wenn ich darüber zu schreiben hatte.“
Sein Kollege Danny Sullivan urteilt in ähnlichem Tenor: „Wenn Sie Bing als Google-Killer erwarten, dann korrigieren Sie Ihre Erwartungen. Die tiefgreifendste Änderung besteht aus meiner Sicht im neuen Namen.“
Diese ersten Tester, denen Microsoft frühen Zugang gewährte, äußern sich noch auffallend zurückhaltend. Ein endgültiges Urteil kann es erst geben, wenn die Suchmaschine öffentlich zugänglich wird für unbefangene Tester – und vor allem die Benutzer selbst.
„Algorithmen um eine Größenordnung höher“
Neu sind angeblich nicht nur Name, Optik und die Aufteilung der Suchergebnisse in Rubriken. Microsofts Senior Vice President Yusuf Mehdi versichert vielmehr, unter der Haube laufe ein aufgebohrter Motor: „Wir haben die Programmierung der Algorithmen um eine Größenordnung nach oben bewegt.“
In öffentlichen Äußerungen verkünden Microsoft-Vertreter ansonsten fast gleichlautend das Mantra, Google sei doch gar nicht so gut. Auch wenn die Benutzer dieser Suchmaschine hoch zufrieden wären, könnten sie mit den Ergebnissen oft nur wenig anfangen, fast jeder Dritte breche seine Suche ohne zufriedenstellendes Ergebnis ab. Das ist zufällig genau das, was Microsoft mit einem bis zu 100 Millionen US-Dollar teuren Marketing-Blitz in die Köpfe der Benutzer hämmern will.
Bing hingegen definiert Microsoft in der heute veröffentlichten Presseerklärung als „Entscheidungsmaschine“. Sie helfe Verbrauchern, bessere Entscheidungen zu treffen. Die beschränken sich aber zunächst auf vier Bereiche: Eine Kaufentscheidung treffen, eine Reise planen, mehr über gesundheitliche Fragen erfahren oder eine örtliche Firma finden.
Ganz uneigennützig nimmt Microsoft dem Verbraucher an der Suchmaschine gerne manche Entscheidung ab. Die deutsche Bing-Variante, die im Gegensatz zur amerikanischen zunächst als Beta anläuft, will bei „komplexen Suchanfragen etwa im Zuge einer Kaufentscheidung“ die Ergebnisse der Einkaufs-Site Ciao einbinden. Damit läuft die Entscheidungskette bis zum Kaufabschluss im gleichen Unternehmensverbund, denn Ciao wurde im letzten Herbst von Microsoft übernommen.
But It’s Not Google
Nicht unsere Erfindung, das kommt vielmehr von Altmeister John C. Dvorak, bekannt durch seine Kolumnen in PC Magazine und Marketwatch. Er bat seine Follower bei Twitter, BING als Abkürzung zu nehmen und per Reverse Engineering eine sinnvolle Bedeutung für diese vier Buchstaben zu finden. Die Wahl fiel auf But It’s Not Google. Die weiteren Vorschläge fielen überwiegend noch weniger schmeichelhaft aus wie „Big Investment, No Goals“, „Bing Is Not Groovy“, „Big Incompetent Net Grub“ oder „Bill, It’s No Good“.
(bk)
Screenshots: Microsoft
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Preview Video: Neue Microsoft Suchmaschine Bing