Blogger verklagen AOL und Arianna Huffington
Von Bernd Kling am 13. April 2011
Sammelklage über 105 Millionen US-Dollar
Sie sehen sich als „die Sklaven der Gegenwart in der Plantage von Arianna Huffington“. Sie wollen ihren gerechten Anteil, nachdem die auch dank ihrer Mitarbeit erfolgreiche Huffington Post für 315 Millionen US-Dollar an AOL verkauft wurde. Die Klage führt aus, dass 9.000 Mitarbeiter unbezahlt für die Huffington Post schrieben und damit für rund ein Drittel des Verkaufswerts gut waren. Sie wirft den Beklagten AOL, Arianna Huffington und Ken Lerer „täuschende Geschäftspraktiken und ungerechtfertigte Bereicherung vor“.
Organisiert wird die Sammelklage von Jonathan Tasini, einem Autor und aktiven Gewerkschaftler, der selbst über 250 Beiträge für die Huffington Post geschrieben hatte, bevor er vom Verkauf an AOL erfuhr. Tasini stand auch hinter einer erfolgreichen Klage im Namen freier Mitarbeiter gegen die New York Times vor 10 Jahren. Er erzielte damit ein Urteil des Obersten Bundesgerichts der USA, wonach Zeitungsverlage die gedruckten Artikel freier Mitarbeiter nicht ungefragt und unbezahlt auch online veröffentlichen dürfen.
Ein Sprecher der Huffington Post nannte die Klage unbegründet: „Blogger benutzen unsere Plattform – wie auch andere unbezahlte Gruppenblogs im Web – um sich zu vernetzen und ihre Arbeit so sichtbar zu machen wie nur möglich. Es ist der gleiche Grund, warum Leute in TV-Shows gehen: Um ihre Ansichten und Ideen zu präsentieren.“
Seit der Übernahme der Huffington Post hat AOL zahlreiche Mitarbeiter gefeuert und ihnen teilweise angeboten, künftig im „unbezahlten Bloggersystem“ zu schreiben. Gleichzeitig kündigten Redakteure des führenden AOL-Techblogs Engadget.com mit der Absicht, ein neues Gadgetblog als „beste Tech-Site der Welt“ zu gründen.