Bosch: Wieso reden alle vom Elektroauto?
Von Robin Lange am 28. Dezember 2008 1 Kommentar
Bitte aufhören damit, sagt ein gehobener Bosch-Manager, denn das schadet unserem Markt.
Kurz vor Jahresende sind sie aufgewacht beim weltgrößten Zulieferer der Automobilbranche. Bosch-Kraftfahrzeug-Chef Bernd Bohr vertraute seine Sorgen der Zeitschrift Auto Motor und Sport an:
„Die aktuelle Elektrofahrzeug-Euphorie ist schädlich für den Markt. Kleinere Pilotprojekte sind grundsätzlich hilfreich. Aber wir dürfen dem Verbraucher nicht den Eindruck vermitteln, dass es 2010 ein Elektroauto gibt, das bezahlbar wäre und den heutigen Fahranforderungen entspricht.“
„Wir werden bis 2010 noch lange nicht rein elektrisch fahren“, führte er weiterhin aus, was allerdings auch niemand behauptet hatte. Zwar seien Kleinserien von Elektrofahrzeugen schon vor 2015 zu erwarten, jedoch aus Prestigegründen subventioniert von Staat oder Industrie.
Vielleicht hätte er vor seinen Äußerungen mal ganz in der Nähe bei der Firma Daimler nachfragen sollen, die schließlich zu seinen Auftraggebern zählt. Dort ist geplant, ab 2012 mit Smarts, A-Klasse und B-Klasse in die Großserien zu gehen, die Kleinserien fahren bereits 2009 voraus. Zudem hat sich Daimler sicher nicht aus einer Laune heraus mit 49 Prozent an der zu Evonik gehörenden sächsischen Firma Li-Tec beteiligt, die besonders leistungsstarke Lithium-Ionen-Akkus für moderne Elektroautos entwickelt.
Hätte vielleicht auch von Bosch kommen können, wenn sich dieser Traditionsbetrieb nicht so sicher wäre, noch jahrzehntelang auf der richtigen Spur zu sein. Bosch-Manager Bohr jedenfalls lässt verkünden, der traditionelle Verbrennungsmotor werde noch auf Jahrzehnte der beherrschende Antrieb bleiben.
(rl)
Ich wage zu vermuten, dass die schnelle Serieneinführung der Elektrosparte zumindes bei Daimler doch noch ein bisschen auf sich warten lässt.
Mit kommt es so vor, als dass man bisher dachte alles sei unter Dach & Fach: Daimler baut das Auto, Evonik macht das Batteriekonzept und Conti die (nicht zu verachtende) Elektronik.
Leider ist aber nun einer der drei etwas verschnupft (http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Unternehmen-Continental;art129,2690058), sodass man der Konkurrenz hinterherhinken würde.
Was fällt da leichter als einem weiteren Ikarus eine Chance zu geben? Und nun wird versucht das ganze zunächst mit Tesla Motors umzusetzen.
Wird diese Rochade zeitlich gelingen? Läuft ein solcher Tausch während der Entwicklung reibungsfrei ab? Oder versucht Daimler mit diesem medienwirksamen Schachzug und dem vermeindlichen elektrischen Vorpreschens Abstand zum ÜbernahmeMittelfeld zu gewinnen?