BP, die Bohrinsel und der “Blue Screen of Death”

Von am 24. Juli 2010  

Ein überlebender Mitarbeiter der Ölbohrinsel Deep Water Horizon sagt aus

Das Alarmsystem für Notfälle auf der Deep Water Horizon war ständig auf „unterdrücken“ gesetzt, wie sich bei einer von der US-Regierung veranstalteten Anhörung herausstellte. Mike Williams, als Cheftechniker für die Elektronik der Bohrinsel zuständig: „Sie wollten nicht, dass die Leute um drei Uhr morgens durch einen Fehlalarm geweckt werden.“

So wurden denn auch am 20. April weder Alarmsirenen noch Leuchtanzeigen ausgelöst, als es zur Katastrophe kam. Außer Funktion gesetzt, und zwar seit fünf Jahren, war zugleich ein System, das das Austreten gefährlicher Gase verhindern sollte. Als Williams wagte, darauf aufmerksam zu machen, wurde er vor einem Vorgesetzten zurechtgewiesen: „Das machen wir überall so.“

Auch wenn keine Alarmsirenen ausgelöst wurden, zeichnete ein Computer-Kontrollsystem hohe Gaskonzentrationen oder ein Feuer auf – theoretisch. Wie Williams weiter berichtete, wurde er fünf Wochen vor der Explosion am 20. April gerufen, um ein Computersystem zu überprüfen, das die Bohrarbeiten überwachen und kontrollieren sollte. Der Computer neigte seit Monaten zum Einfrieren, von ihm und anderen Mitgliedern der Mannschaft als „Blauer Bildschirm des Todes“ bezeichnet:

„Es wurde einfach blau. Wir bekamen keine Daten mehr zu sehen.“

Neue Hardware wurde bestellt, aber nicht installiert, bevor es zur Katastrophe kam, bei der elf Mitarbeiter der Ölplattform ihr Leben verloren. Das Betriebssystem wurde nicht namentlich erwähnt, lässt aber stark Microsoft Windows vermuten, dessen langjährige Nutzer es lernten, den „Blue Screen of Death“ (BSoD) nach dem Absturz zu fürchten.

Microsoft verweigerte einen Kommentar zu den Aussagen von Williams und der Beschreibung des Crash-Bildschirms. Transocean, Betreiber der Ölbohrinsel im Auftrag von BP, reagierte nicht auf eine Anfrage.

Abbildung: mikebaird / CC (Blue Screen of Death)

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