Chrome OS auch für Smartphones und Tablets?
Von Bernd Kling am 26. März 2011
Eine überraschende Konvergenz
Warum fördert Google mit Android und Chrome OS zwei Betriebssysteme zugleich? Schon länger ist aus dem Googleplex zu hören, die beiden Betriebssysteme könnten eines Tages miteinander verschmelzen. Während der Entwicklerkonferenz Google I/O im Mai 2010 sagte Sergey Brin voraus: „Diese Modelle konvergieren wahrscheinlich in der Zukunft. Und in der nicht allzu fernen Zukunft.“
Tatsächlich deutete der Google-Mitgründer schon bei der offiziellen Vorstellung von Chrome OS die mögliche Konvergenz an. Seither darf geraten werden, wie zwei so unterschiedlich konzipierte Betriebssysteme jemals zusammen kommen sollen, auch wenn beide auf dem Open-Source-OS Linux basieren. Chrome OS jedoch verzichtet kompromisslos auf lokal installierte Anwendungen und setzt ganz auf Web Apps und Cloud Computing, während Android weiterhin auf lokal gespeicherte Anwendungen und Daten angewiesen ist. Während Android vorwiegend auf kompakten Geräten mit Touchdisplays läuft, steht Chrome OS für größere Displays und Eingaben mit der Tastatur.
Chrome OS für Touch und kleinere Formfaktoren
Bei TheStreet.com wartet Research-Analyst Anton Wahlman mit einer überraschenden Vorhersage für Chrome OS auf:
„Im dritten Quartal zunächst in den traditionellen Formfaktoren des Personal Computers verfügbar, werden bis Ende 2012 die zwingenden Gründe dafür sichtbar werden, dieses Betriebssystem für Touch und kleinere Formfaktoren wie Tablets und Smartphones anzupassen. 2013 und 2014 könnten wir die erste Attacke von Chrome OS auf die zusätzlichen Märkte von Smartphones und Tablets erleben.“
Die logische Begründung ergibt sich aus Web Apps, die meist schon nicht mehr von lokalen Anwendungen zu unterscheiden sind. Als Beispiel legt Wahlman Gmail als Web App nahe im Vergleich zur nativen Mail-App auf Apples iPhone oder iPad. Obwohl sie ganz ähnlich funktionieren, benötigt das eine Installation, mehr lokale Speicherung, Updates etcetera – das andere aber nicht.
Warum sollten sich nicht auch bei Smartphones und Tablets geringere Hardwareanforderungen und zugleich mehr Sicherheit durchsetzen? Googles Chrome OS wird in diesem Jahr bei Notebooks und Desktops zeigen, was grundsätzlich auch auf anderen Formfaktoren möglich ist.
Schluss mit den Bedienoberflächen!
Nur so eine Idee? Beweist sich diese spannende Theorie in der Praxis, hat es weitreichende Folgen für die Mobilfunkbranche. Während es sich bei Android für Hardwarehersteller und Netzbetreiber anbietet und vielleicht auch sinnvoll ist, Android mit ihren eigenen Anpassungen zu versehen, ist das bei Chrome OS kaum noch möglich.
Bei Chrome OS steht der Browser im Mittelpunkt und reicht weiter in die Cloud, zu Anwendungen und Diensten, die auf Servern laufen. Statt mit eigenen Bedienoberflächen müssen die Hersteller ausschließlich mit ihrer Hardware konkurrieren, die Netzbetreiber über die Qualität ihrer Datendienste.
Montage: Chromoid