Chrome OS und die ersten 60.000 Netbooks

Von am 8. Dezember 2010  

CR-48 Chrome OS NotebookPilotprogramm von Google, Chrome-Netbooks von Acer und Samsung folgen im nächsten Jahr

Bei der offiziellen Ankündigung im November 2009 versprach Google erste Netbooks mit Chrome OS, die rechtzeitig vor Weihnachten 2010 von führenden Herstellern in den Verkauf kommen sollten. Das war nicht einzuhalten, wie aus Googles „Update zu Chrome, dem Web Store und Chrome OS“ zu entnehmen.

Nicht einmal erwähnt wurde der ursprüngliche Zeitplan, aus dem inzwischen eine zurückhaltende Ansage für das erste Halbjahr 2011 wurde: „In der ersten Hälfte des nächsten Jahres werden Chrome-Netbooks von Acer und Samsung zum Kauf bereitstehen. Weitere Hersteller werden folgen.“

Noch eine kleine Wende führt weg vom Gerätetyp Netbook, der zuvor im Mittelpunkt stand. Chrome OS wurde, so heißt es jetzt, „konzipiert für eine große Palette von Bildschirmgrößen und Formfaktoren, um unsere Partner zu befähigen, Computing-Geräte jenseits von Notebooks anzubieten“. Das schließt auch Tablets zumindest nicht aus, die zunehmend erfolgreich in Konkurrenz zu Netbooks stehen. Auffällig auch, dass in den offiziellen Verlautbarungen Googles nur noch von Notebooks statt von Netbooks die Rede ist.

Pilotprogramm mit CR-48

Immerhin schaffte der Chrome Web Store den Termin. Er ist eröffnet und hat neben überwiegend kostenlosen Anwendungen auch Web Apps im Angebot, mit denen die Entwickler etwas verdienen dürfen. Der Webbrowser Chrome, der im Mittelpunkt des neuen Betriebssystems steht, überzeugte viele mit seiner Geschwindigkeit und holte sich bereits einen Marktanteil von fast 10 Prozent. Er verdreifachte allein in diesem Jahr die Anwenderbasis von 40 auf 120 Millionen Nutzer.

CR-48 Google Netbook mit Chrome OSDas Notebook mit Chrome OS ist auch da, irgendwie. Tausende Google-Mitarbeiter nutzen es offenbar bereits als primären Computer, aber es ist noch eine Hardware, die vor allem dazu dient, die Software zu testen. Das Ding heißt schlicht CR-48 und ist in neutralem Schwarz gehalten, frei von jeglichen Marken, Logos und Aufklebern. CR-48 verfügt über eine Displaydiagonale von 12,1 Zoll, einen Atom-Chip von Intel sowie ein integriertes UMTS-Modem für eine permanente Internetverbindung. Mit drin sind WLAN, Webcam für Videochats, ein klickbares Touchpad in Übergröße. Als Akkulaufzeit angegeben sind acht Stunden, als Standby-Zeit sogar acht Tage.

Nach taiwanischen Branchenquellen hat Auftragshersteller Inventec bereits 60.000 dieser Netbooks an Google geliefert. In der Erprobung sind sie nicht nur bei Google, sondern auch durch Unternehmen wie American Airlines, Intercontinental Hotels sowie bei Einzelhändlern.

Einfach zu kaufen sind sie aber nicht, wie ursprünglich erwartet wurde. „Wir wollten keine Pre-Beta-Computer verkaufen“ lautet die aufschlußreiche Erklärung. Google gibt die Chrome-Netbooks vielmehr in einem Pilotprogramm für „qualifizierte Nutzer, Entwickler, Schulen und Unternehmen“ ab. Es beginnt in den USA und wird auf weitere Länder ausgeweitet, wenn die jeweils erforderlichen Gerätezertifikationen eingeholt sind.

Bewerbungen werden erbeten von „Leuten, die im Web leben“, da das Betriebssystem ganz auf herkömmliche PC-Software verzichtet. Das Pilotprogramm sei außerdem nicht für die Ängstlichen geeignet, da vielleicht nicht alles so läuft, wie es laufen sollte.

Der Network-PC lebt

Chrome OS geht letztlich auf den alten Traum vom Netzwerk-Computer zurück, wie Google-CEO Eric Schmidt mit einem Auftritt während des offiziellen Chrome-Events deutlich machte. Geträumt haben ihn schon in den 1990er Jahren Oracle-Chef Larry Ellison und Sun Microsystems mit der „Java Station“. Das Konzept scheiterte damals jedoch an zu teurer Hardware und zu geringer Bandbreite.

Schmidt war in dieser Zeit selbst noch bei Sun tätig und meint heute, dass der bereits vor 10 oder 20 Jahren eingeschlagene Weg richtig war, sich der Erfolg aber erst jetzt einstellt dank neuer Technologien: „Wir haben uns von wenig verlässlichen Festplatten und Netzwerken bewegt zu verlässlichen Netzwerken und können auf Festplatten verzichten.“ Auf der Softwareseite nennt Eric Schmidt AJAX, HTML5 und andere Webtechnologien als Voraussetzung, das extrem beschleunigte Javascript und natürlich den Webbrowser Chrome.

Ob Network-Computer oder Chrome-Notebook, das erklärte Ziel ist es, den herkömmlichen Windows-PC zu ersetzen. Sundar Pichai, verantwortlich für die Chrome-Entwicklung bei Google:

„Wer heute aus dem Weltraum käme, würde den Computer nicht so konzipieren, wie er heute ist. Ich glaube, wir haben jetzt die Gelegenheit, Computing so viel reizvoller und einfacher zu machen für den fortgeschrittenen Nutzer wie den Einsteiger. Das ist die Chance, und damit gehen wir in den Ring.“

Abbildung: Google

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