Communifaking – darf man das?

Von am 12. Oktober 2008  

Ja doch, es gibt kommerzielle Angebote, ganz und gar unechte Anrufe zu erzeugen. Angepriesen wird es als effizientes Werkzeug für Time-Management und Business – „mit unbegrenzten kreativen Möglichkeiten“.

Communifaking heißt also, so tun, als ob. Man in ein ungemein wichtiges Gespräch verwickelt wäre oder zumindest am Texten, notfalls noch ins Websurfen vertieft. Um der direkten Kommunikation mit Leuten auszuweichen, mit denen man nicht will. Aber das allein ist es wohl auch nicht.

43 Prozent aller Frauen tun es, Untersuchungen des Mobilfunkanbieters 3 zufolge. 32 Prozent aller Männer. 74 Prozent aller Menschen im Alter von 18 – 24 Jahren. Merkwürdige Statistiken, an denen bestimmt eine Menge nicht stimmt. Aber lassen wir das.

Erklärungen gibt’s natürlich auch schon, zum Beispiel von Psychotherapeut Lesley Haswell: „Die Menschen empfinden das Bedürfnis, zu allen Zeiten sozial beschäftigt zu sein. Einfach ’nur warten‘ ist nicht mehr. Unser grundlegender menschlicher Instinkt drängt uns, Teil einer Gruppe zu sein. Allein fühlen wir uns verletzlicher.“

Also doch nicht so schlimm, meint Ratgeberin Lucy von Shiny Shiny, geniert euch nicht für ein bisschen Communifaking hier und da. Sie erstellte dazu gleich eine ganze Liste, wann Communifaken okay ist. Um Zeit zu gewinnen, wenn man auf eine Begegnung nicht vorbereitet ist und erstmal nachdenken muss. Um auf einer Party nicht als Loser zu erscheinen. Wenn man gute Gründe hat, besser produktiv und beschäftigt zu wirken. Wenn einen jemand so langweilt, blöde anmacht oder einfach so nervt, dass man ihn sonst vielleicht umbringen würde.

Aber bitte nicht übertreiben und kein Communifaking aus den falschen Gründen. Wie sie auf einer eigenen Liste stehen: Nur um das neue Handy zu zeigen. Um laut zu quatschen und sich wichtig zu machen.

Ungünstig wär’s auch in der U-Bahn, wenn gar kein Empfang ist, das fiele doch auf. Nicht zu empfehlen auch, wenn man auf einen echten Anruf antwortet. Wär doch blöd, wenn man ins Handy quatscht, und mittendrin kommen die Klingeltöne.

Der Anrufgenerator PhoneyCall wird übrigens von Anbieter AIM Productions insbesonders für Gebrauchtwagenhändler und Immobilienmakler empfohlen. Die sollen damit in Gegenwart unentschlossener Kaufinteressenten Anrufe anderer Interessenten fingieren. Aha, muss ich mir merken. Falls ich mal in die Verlegenheit kommen sollte, mit solchen Berufsgruppen kommunizieren zu müssen.

(cw)

via Shiny Shiny

PhoneyCall für Blackberry / Windows Mobile

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