Das 1 x 1 der Copyright-Mathematik

Von am 1. April 2012  

Copyright-MathematikRob Reid rechnet vor

51 Tatort-Drehbuchautoren sehen ihre Fälle davonschwimmen. Das Urheberrecht, und wer daran wirklich verdient, überfordert ihren seit Jahrzehnten überbeanspruchten Spürsinn. Verwirrt gingen 51 (einundfünfzig) von ihnen in Klausur, um an einem offenen Brief an Politiker und die „liebe Netzgemeinde“ zu feilen. Der Chaos Computer Club versuchte ihre verzweifelten Fragen zu beantworten, so gut das eben geht.

Die Tatort-Schreiber hätten es besser wissen und sich ihren Hilferuf schenken können, hätten sie Rob Reid zugehört. Der ist sozusagen aus der Branche, hat Listen.com und damit den Musikdienst Rhapsody gegründet, der als weltweit führender Musikanbieter inzwischen von Apples iTunes überrundet wurde. Bei der TED-Konferenz 2012 gab er einen prägnanten Überblick zum aktuellen Stand der Copyright-Mathematik („und ihr habt gedacht, die Stringtheorie wäre einfach“).

Der 8-Milliarden-Dollar-iPod

Reid ging von den Rechenmodellen aus, die Medienfirmen verbreiten und auch für ihre juristischen Feldzüge einsetzen. Also beispielsweise der absurden Behauptung des Hollywood-Lobbyverbandes MPAA, die US-Wirtschaft verliere jährlich 58 Milliarden Dollar an Wirtschaftsleistung „durch Copyright-Diebstahl von Filmen, Musik, Softwarepaketen und Videospielen“. Oder dem angeblichen Verlust von 373.000 Jobs in der Film- und Musikbranche, obwohl sie zuvor nicht einmal so viele Mitarbeiter beschäftigte – hier beweist sich das Paradoxon der „negativen Beschäftigung“.

Ihren Höhepunkt aber erreicht die Copyright-Mathematik mit der Geldbuße von bis zu 150.000 Dollar, die ein US-Gesetz für die Piraterie eines einzigen Songs vorsieht. Da ein iPod Classic mit seinem Speichervermögen von 160 GB 53.333 Songs zu fassen vermag, rechnet sich das befüllt zu einem Wert von 8 Milliarden Dollar hoch.

Year Zero: A Novel

Die Basiszahlen zur Copyright-Mathematik führt Rob Reid in einem Blogeintrag näher aus. Im Abgang verspricht Reid, sich als Nächstes mit den Folgen der Piraterie durch Aliens zu beschäftigen. Seine Forschungsergebnisse sollen schon im Juli in gedruckter Form vorliegen. Sein Roman Year Zero: A Novel geht davon aus, dass Aliens schon lange amerikanische Popmusik hören und einfach nicht davon lassen können.

Diese Abhängigkeit hat eine intergalaktische Gesellschaft dazu gebracht, den größten Urheberrechtsverstoß seit dem Urknall zu begehen. Die daraus resultierenden Strafzahlungen treiben das gesamte Universum in den Ruin. Den Menschen der Erde gehört alles – und die Aliens sind nicht amüsiert.

Als Sprecher für die Audio-Version von „Year Zero“ geht John Hodgman ans Mikrofon, als „PC“-Darsteller aus den Apple-Spots „Mac vs. PC“ bekannt.

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