Der Seehofer Horst und die Millionenfrage
Von Bernd Kling am 14. Dezember 2010
Ein Ministerpräsident wird derbleckt, Preußenblogger drehen durch
Eher albern als witzvoll kommt es, wie sich ein bayerischer Ministerpräsident während einer Spendengala von einer Moderatorin seiner hauseigenen Rundfunkanstalt vorführen lässt. Eine Zahl mit 7 Stellen oder 8 Stellen, vierzehntausend oder hundertundvierzehntausend, a geh.
Aber die heitere Szene könnte vielleicht zu unerwarteten Erkenntnisgewinnen führen: Wie die CSU-Granden die Milliarden der Bayerischen Landesbank wegfließen sahen und doch nicht sahen. Milliarden vergeigt, kommt nicht mehr drauf an. Und überhaupt, so ein Dorfdepp, der kann nicht mal eine blöde Zahl vorlesen.
So kann man das sehen. Und dann gibt es noch die, die es einfach so sehen müssen.
So sieht es der sonst eher als Verschwörungstheoretiker bekannte Fefe („Es gibt Szenen, die sind so peinlich, dass Fremdschämen schon gar keine Option mehr ist“). Die Spreelady fällt aus allen Wolken: „Und sowas regiert uns?“ Chefarztfraulicher diagnostiziert „Demenz im Test: Bestanden, Herr Seehofer“.
Und so ähnlich feuern noch ein paar dieser klugen Schreiber mehr. Dumm nur, dass Fefe und seine Nachblogger am Ende als die noch viel blöderen Preußen dastehen, die zu schnell – und daneben geschossen haben.
Von unbekannten Humorformen
Weil sie schlicht und einfach nicht mit der bayrischen Tradition des gegenseitigen Derbleckens vertraut sind, in der sich hier Moderatorin und Ministerpräsident üben. Die Moderatorin stellt sich dumm. Der Kandidat muss sich noch dümmer stellen. Um nicht erst recht der Dumme zu sein.
Ja gut, alles nicht so einfach. Kann das jemand diesen Preußenbloggern mal erklären? Dem Fefe vor allem. Weil er sich doch immer gleich so („WTF?“) aufregen tut über alles, fällt es ihm schon länger echt schwer, unbekannte Humorformen zu erkennen:
Wenn die Satire zur Nachricht wird
Screenshot: BR / YouTube