Der Vista-Zwilling: Windows 7
Von Bernd Kling am 14. November 2008 3 Kommentare
Entgegen anders lautenden Verkündigungen ist Windows 7 nicht der große Renner, als den Microsoft das neue alte Betriebssystem gerne vorführen will. Ein gründlicher Test beweist das Gegenteil.
Microsoft nutzte die Professional Developers Conference (PDC), um von Windows 7 zu reden und zu reden. Und die ein wenig veränderte Oberfläche vorzuführen. Bessere Performance wurde versprochen, bessere Benutzererfahrung, einfach alles besser. Alles wurde versprochen, nur um nicht mehr über Windows Vista reden zu müssen, mit dem Microsoft bislang keinen Fuß in die Unternehmen bekam. Die Konsumenten mussten das ressourcenfressende Vista hinnehmen, wenn sie im Elektromarkt oder beim Discounter für einen neuen PC anstanden. Die IT-Einkäufer hingegen ließen sich nicht zum Umstieg überreden.
Windows 7 könnte der gleiche Reinfall für Microsoft werden, denn tatsächlich hat sich unter der Haube kaum etwas geändert. Das stellte sich bei einem ausführlichen Test heraus, den Randall C. Kennedy im Infoworld Test Center durchführte. Schon ein Vergleich der laufenden Systemprozesse verriet dem erfahrenen Tester, dass vom Vista-Kernel zum 7-Kernel nur ein minimales Punkt-Update stattgefunden hatte, was auch den ähnlichen Speicherverbrauch (3,5 MB statt 4,5 MB) erklärte. Die wesentlichen Subsysteme wiesen ähnliche Thread-Zahlen und Arbeitsgrößen auf. Im Performance Monitor nebeneinander betrachtet, erwiesen sich Vista und Windows 7 als praktisch nicht unterscheidbar. Die große Ähnlichkeit erwies sich vor allem auch bei den Performance-Messungen:
„Vom reinen Durchsatz her lässt Windows 7 eine ähnlich schlechte Leistung erwarten wie der Vorgänger. Ungeachtet von ‚Pre-Beta‘ muss wirklich jede Hoffnung aufgegeben werden, dass die Performance-Lücke gegenüber Windows XP in Windows 7 geschlossen werden kann.“
Die kleinen Variationen in den Vergleichstests sind Kennedy zufolge durch leichte Tweaks am Kernel zu erklären, deuten jedoch nicht auf eine gründliche Überholung hin. Vor allem aber verblassen diese Variationen im Vergleich zum rund 40-prozentigen Rückstand, der zwischen Windows Vista und Windows XP SP3 zu verzeichnen war.
Damit wiederholt Microsoft den Fehler, der mit Windows Vista begangen wurde. Die meisten der neuen Features sind voll und ganz auf die Konsumenten ausgerichtet, was genau die Formel ist, die zu den Problemen mit Vista führte. Es ist fraglich, ob die Entscheider in den Unternehmen damit zu überzeugen sind. Sie werden geneigt sein, sich nach Alternativen umsehen – und vielleicht im zunehmend benutzerfreundlichen Ubuntu Linux oder bei Mac OS X finden.
(bk)
Ubuntu Linux ist nun wirklich die letzte Distribution an die sich Firmenkunden wenden werden. Diese ist (wie Vista) auf den Endkunden ausgerichtet. Für Firmenkunden gibt es mit Redhat Enterprise Linux (RHEL) und SuSE Linux Enterprise Services (SLES) passendere Anbieter.