Deutsche Digitale Bibliothek – ein bisschen Google Books

Von am 3. Dezember 2009  

<em>Kulturstaatsminister Neumann</em>

Kulturminister Neumann freut sich

Google sollte es auf Wunsch der Verleger nicht können und musste daher deutsche Bücher aussperren. Jetzt wollen Bund und Länder eine „Deutsche Digitale Bibliothek“ finanzieren. Das deutsche Urheberrecht aber verhindert, dass die wirklich gefragten Titel digitalisiert werden.

Die Bibliothek wurde gestern als deutscher Beitrag zum EU-Projekt Europeana beschlossen. Die Kontroverse um Google Books dürfte die Entscheidung immerhin erheblich beschleunigt haben. Kulturstaatsminister Bernd Neumann nennt es denn auch eine „angemessene Antwort“ auf Google Books, die Frankfurter Allgemeine Zeitung übersetzt es in die Überschrift „Deutschland gegen Google“. Das Handelsblatt titelt vom „verhinderten Google-Monopol“ und berichtet freudig über die „Freude der deutschen Verleger“.

Staatsminister Neumann spricht von einem „Kompetenznetzwerk DBB“, das die Bibliothek auf den Weg bringen und später verwalten soll. Die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) werden „Digitalisate von Werken aller Art“ einschließen, verspricht er vollmundig.

Genau da liegt er daneben. Das Problem besteht nicht nur in der Rückständigkeit von Europeana, in deren digitalen Beständen nur sehr eingeschränkt zu recherchieren ist. Vor allem verhindert das bestehende deutsche Urheberrecht die Aufnahme genau der Bücher, auf die es ankommt. Deutscher Lesestoff in Bucheinbänden wird erst 70 Jahre nach dem Tod eines Autoren frei. Wie aber soll bei vergriffenen Titeln das verlangte Einverständnis von Urhebern für eine Digitalisierung eingeholt werden, wenn die Rechteinhaber nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zu ermitteln sind? Das war ein Problem von Google Books, jetzt ist es das Problem der Deutschen Digitalen Bibliothek.

Ein Problem, auf das der Gesetzgeber gelegentlich mal reagieren sollte, sonst verlaufen die Digitalisate im Sande, von einem „herausragenden Beitrag zur Bewahrung unserer kulturellen Identität“ schon gar nicht zu reden. Der kulturverantwortliche Minister kann den Grund dafür im Berliner Tagesspiegel (auch schon als Digitalisat im Web) nachlesen: „Ohne eine vorsichtige Novellierung des Urheberrechts, die auch führende deutsche Bibliothekare befürworten, wird die Digitale Bibliothek Stückwerk bleiben.“

Das fulminante Projekt soll übrigens erst 2011 beginnen. Na, dann scannt mal schön!

(bk)

Zum Thema bei TecZilla:

Google Books ohne deutsche Bücher

Zum Thema im Web:

Tagesspiegel

Abbildung: Tajuba

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