„Die nächsten 6 Monate Android werden umwerfend sein“
Von Bernd Kling am 25. Mai 2010
Android 2.2 Froyo ist da – und Android-Chef Andy Rubin gibt einen Ausblick auf das, was noch kommt
Der Leiter des Android-Teams bei Google hat es nicht so mit Geheimhaltung und plaudert locker drauflos in Interviews. Mit einem weiteren augenscheinlichen Unterschied zu Steve Jobs erklärt er, warum es nicht immer nur eine Android-Version für alle Geräte gibt: „Ich meine, wenn ich wie ein Diktator wäre und würde all das erzwingen und jeder müsste immer die gleiche Version zur gleichen Zeit haben, und es gäbe eine große Umstellung mit großen Fanfaren, aber das ist einfach nicht in den Karten.“
Er sprach damit die oft beklagte Verzögerung der OS-Updates an, die vor allem bei Herstellern von Android-Geräten mit eigenen, angepassten Bedienoberflächen auffällt. Es gebe eben zwei ganz unterschiedliche Modelle, und zwinge man alle Hersteller zum Gleichschritt, könnten sie sich nicht genug differenzieren, um auf Dauer mit attraktiven Angeboten im Markt mithalten zu können. Das Android-Modell lasse den Herstellern Spielraum für eigene Entwicklungen, während die Plattform kompatibel bleibe für Anwendungen:
„Auf der Plattform-Ebene ist es noch immer kompatibel, so dass die Apps im Market Place lauffähig sind. Aber ja, sie müssen sehen, wie schnell sie ihre eigenen, differenzierenden Features auf diese Basis-Plattform setzen, und das ist ein Rennen.“
Es sei auch nicht ungewöhnlich, wenn eine neue Anwendung wie die offizielle Twitter-App nur mit der aktuellen Version Android 2.1 läuft. Schließlich gebe es Anwendungen wie Photoshop CS5, die für Vista geschrieben wurden und nicht unter Windows 3. 1 laufen. Es falle nur jetzt besonders auf durch die schnelle Entwicklung von Android 2.0 zu 2.2 in einem relativ kurzen Zeitraum: „Ich denke, das wird sich ein wenig verlangsamen. Ich bin im Prinzip dafür, dass wir die neuen Versionen saisonal im Mai und September / Oktober bringen.“
Erstmals gab es auch eine konkrete Äußerung Googles zu den patentrechtlichen Problemen, denen sich Android-Hersteller HTC ausgesetzt sieht, der bereits eine Lizenzvereinbarung mit Microsoft traf und einem langjährigen Patentstreit mit Apple entgegensieht. Rubins Erklärung dazu hört sich an, als betrachte Google es weitgehend als Problem der Hersteller:
„Wenn ich einen MP3-Codec verwende, dann wird am Ende derjenige, der das Gerät verkauft und damit das Geld verdient, eine Lizenz an die MPEG-Vereinigung bezahlen müssen, die über geistige Eigentumsrechte dazu verfügt. Wenn ich das ActiveSync-Protokoll verwende und Exchange-Server anspreche, dann muss jemand die Lizenzen an Microsoft bezahlen. Und das passiert ständig bei Mobiltelefonen, da gibt es keinen Unterschied zwischen Android und anderen.“
Matt Buchanan vom Gadgetblog Gizmodo.com schaffte noch, Rubin ein paar Aussagen über die weitere Entwicklung für Android zu entlocken. An der virtuellen Tastatur gebe es noch einiges zu verbessern, was nicht ganz einfach sei, da sie bei ganz unterschiedlichen Displaygrößen zum Einsatz kommt. Ingesamt sei es ein eher zufälliger Update-Prozess wie eben bei einem Internet-Unternehmen mit Innovationen aus allen Richtungen. Als Beispiel nannte er die Übernahme von Simplify Media, deren Technlogie für Musik-Streaming für die Froyo-Version übernommen wurde.
Die Roadmap der Android-Entwickler bezieht sich immer nur auf die nächste Version, sie planen daher nicht wie andere ein, zwei oder sogar fünf Jahre im voraus. Rubin verspricht Überraschungen schon in 6 Monaten: „Ich meine, es ist Game on. Da kommen Sachen, die werden Sie einfach umwerfen. In 6 Monaten. Vorher waren es 18 Monate, jetzt sind es 6 Monate.“
Und wo steht Android in ein oder zwei Jahren? Das sei für Android nur noch eine Frage der Zahlen nach dem, was auf der Entwicklerkonferenz Google I/O vorgestellt wurde:
„Wir haben mit großem Display und mit kleinem Display demonstriert; wir haben ARM-Prozessor und Intel-Prozessor vorgeführt, und wir haben Produkte verschiedener OEM-Hersteller gezeigt: HTC und Sony bei den TV-Geräten. Wir sind also quer durch die Produktkategorien vertreten, quer durch die Hersteller, quer durch die CPU-Architekturen, agnostisch, und wir haben all die Dienste, die auf die Plattform zielen, und die Plattform wird bald ziemlich breit sein quer durch diese Produktkategorien. Das gab es noch nie zuvor.“
Abbildung: Google (VP of Engineering Andy Rubin)