Disco von Google: Group Messaging mit iPhone-App
Von Bernd Kling am 27. März 2011
Google unterhält sich und kennt keine Berührungsängste
Nicht, dass es einen Mangel an Group-Messaging-Angeboten gäbe nach GroupMe und Beluga. Aber Google bewegt sich in Richtung Social, um nicht zurückzufallen gegenüber Facebook, und konnte schon deshalb nicht daran vorbei.
Disco kommt ohne große Ankündigung als Website (die Domain Disco.com wechselte kürzlich für 255.000 US-Dollar zu Google als neuem Besitzer) sowie als iPhone-App. Wie, eine Anwendung von Google kommt zuerst für Apples iPhone und erst später mal für Android?
Auch dafür gibt es eine Erklärung. Disco wurde von Slide entwickelt, einem von Google im August 2010 für 182 Millionen US-Dollar übernommenen Startup. Slide fiel zuvor vor allem als Entwickler von Facebook-Apps auf. Slides Gründer, der aus der Ukraine stammende Max Levchin, hatte sich zuvor Yelp ausgedacht und war zudem Mitgründer und CTO von PayPal.
Startups innerhalb von Google
Anders als zunächst vorgesehen, behielt Slide innerhalb von Google eine weitgehende Selbständigkeit. Der Plan war zunächst, Slide als eine für Social-Produkte verantwortliche Arbeitsgruppe zu integrieren. Nach der Übernahme aber zeigten sich unterschiedliche Auffassungen zwischen den Slide-Leuten und dem Social-Team von Google. Es führte zur Entscheidung, Slide selbständig weiter an seinen eigenen Diensten arbeiten zu lassen.
Es könnte ein Vorzeichen dafür sein, wie Larry Page, der in wenigen Tagen als CEO von Google übernimmt, das Unternehmen erneuern will. Seine Pläne laufen nach Insider-Berichten darauf hinaus, mehr Projekte innerhalb von Google wie Startups arbeiten zu lassen, wie es auch von YouTube und Android bekannt ist. Diese Einheiten sollen sollen grundsätzlich wie unabhängige Unternehmen tätig sein, von Google nicht direkt beeinflusst, sondern nur durch organisatorische Leistungen unterstützt.
Insbesondere im Wettbewerb mit Facebook setzt Google offenbar auf eine verteilte Strategie. Während weitere Social-Initiativen von Slide zu erwarten sind, leitet Vic Gundotra das Projekt „+1“, das dabei sein soll, eine Ebene von Social-Features über bestehende Dienste wie Google Mail zu legen.
Screenshot: Disco.com