Electronic Arts: Deutsche kaufen nicht genug Computerspiele
Von Bernd Kling am 22. November 2009 1 Kommentar
EA ist in der Absatzkrise, macht Millionenverluste und wirft 1500 Mitarbeiter raus. Die dafür verantwortlichen Manager suchen die Fehler überall, nur nicht bei sich selbst.
In der neuesten Eskapade nahm sich Gehard Florin, der sich mit den Titeln Executive Vice President und General Manager International Publishing schmücken darf, die deutschen Spielekäufer vor. Sie sind ihm zu wenig konsumfreudig:
„Deutschland ist so fußballbegeistert wie Großbritannien, trotzdem verkaufen wir dort zweieinhalbmal so viele Fußball-Computerspiele wie in der Bundesrepublik. Großbritannien macht neun Prozent des weltweiten Spielemarkts aus, Deutschland vier. Da Deutschland mehr Einwohner hat, müsste das Land eigentlich einen Marktanteil von zwölf Prozent haben.“
Seine Zielgruppe allerdings hätte ihm gut vorrechnen können, um wieviel teurer Computerspiele, insbesondere auch von EA, im deutschen Markt angeboten werden im Vergleich zu den auf den britischen Inseln üblichen Preisen. Noch immer bestimmt auch der Preis die Nachfrage für ein Produkt, eine bei EA offenbar gerne verdrängte Binsenweisheit. Zumal es im Onlinehandel spielend einfach ist, zu günstigeren Preisen aus Großbritannien zu bestellen. Vielleicht sollten die Erbsenzähler bei Electronic Arts mal wieder ihren Rechenschieber herausholen?
Nachdem EA sich gerade von 17 Prozent aller Mitarbeiter verabschiedet, hält Florin das offenbar für genau den passenden Zeitpunkt, die Ausbildung weiterer Spieleentwickler in Deutschland anzumahnen:
„Die Anforderungen an Spieledesigner und Grafiker sind extrem hoch, da muss eine sehr gute Ausbildung dahinterstehen. Doch solche Ausbildungsmöglichkeiten sind in Deutschland praktisch nicht vorhanden. Deutschland kämpft noch immer mit der gesellschaftlichen Akzeptanz von Videospielen – gerade in der Altersgruppe derer, die entscheiden, welche Ausbildungen angeboten werden.“
Von Ausbildungsangeboten durch EA war in diesem Zusammenhang nicht die Rede.
Bei einer früheren Fehlersuche hatte EA den Weiterverkauf von rechtmäßig erworbenen Spielen als dramatische Bedrohung des eigenen Geschäftsmodells ausgemacht. Vor ziemlich genau einem Jahr schlug Jens Uwe Intat von Electronic Arts Alarm: „Ich möchte darauf hinweisen, dass die Second-Hand-Verkäufe für uns zu einer sehr kritischen Situation führen, weil die Leute geistiges Eigentum mehrfach verkaufen.“
EA ist wirklich kreativ, wenn es darum geht, nach Schuldigen für die eigenen Probleme zu suchen. Lösungen sehen anders aus – zum Beispiel mehr Kreativität bei der Spieleentwicklung.
(bk)
Zum Thema bei Xoomix:
Games-Industrie gegen Second-Hand-Markt
Zum Thema im Web:
Abbildung: psd / CC
Tja, was soll man zu EA noch sagen, die sind doch nicht ganz dicht! Die haben wirklich ein paar tolle Spiele draußen, auf die ich aber wegen SecuROM verzichte…z.B. Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3. Ein Käufer weniger! So haben mit Sicherheit viele gedacht. Des Wegen jetzt hier auf der Bidung rum zu hacken zeigt nur einmal mehr die unglaubliche Arroganz von dem Verein!
Ich bin durchaus bereit für ein Spiel Geld auszugeben, aber dem ehrlichen Käufer noch einen Trojaner mit zu liefern ist wohl die falsche Anti-Piracy Taktik.
Hoffe Battlefield Bad Company 2 kommt ohne SecuROM, sonst muss ich auf den Spass auch noch verzichten.