Einfach den Pulitzer-Preis gewinnen, dann klappt es mit Apple und dem App Store
Von Bernd Kling am 18. April 2010
Von Apples überdrehten Zensoren abgelehnt? Es gibt einen Weg vorbei an Apples Humorpolizei
Die unbeugsame Geschmacksdiktatur Apples erstreckte sich auch auf politische Karikaturen, das ist gängige Praxis in Apples Disney-fizierter und geschlossener Veranstaltung für iPhone und iPad. Zwar sind sie nicht ausdrücklich in den Entwickler-Vereinbarungen für den App Store verboten. Doch Apples Prüfer befinden sie gerne als „Verleumdung“, weil sie doch „Personen des öffentlichen Lebens lächerlich machen“.
So geschehen mit dem Karikaturisten Mark Fiore, dessen Animationen von Jobs‘ Mob ausgebremst wurden. Einem breiteren Publikum bekannt wurde es, als er den Pulitzer-Preis für seine satirischen Web-Animationen gewann. Während Apple sich meist in der geschickten Manipulation williger Medien beweist, gab es in diesem Fall eine wachsame Öffentlichkeit. Es traf Apple an einem wunden Punkt, denn das iPad soll als Medientablet verkauft werden, sogar das Wunder vollbringen, sterbende Zeitungen und Zeitschriften zu retten.
Und das unter der willkürlichen Kontrolle eines Unternehmens, das sich anmaßt, politische Karikaturen zu zensieren? Müssen Zeitungen, die sich als App per iPad verkaufen wollen, in Zukunft ihre Karikaturen und Leitartikel einreichen, bevor sie veröffentlicht werden? Sind die für Apples Hardware schwärmenden Verleger dazu bereit?
Steve Jobs selbst leitete die Kehrtwende per E-Mail ein, zumindest für diesen Pulitzer-Preisträger und ein paar Tage, nachdem er den Preis gewann: „Das war ein Fehler, der korrigiert wird.“
Fiores App „NewsToons“, die seine wöchentlichen satirischen Animationen zeigt, war im Dezember von Apple abgelehnt worden. Zu seiner großen Überraschung, denn ihm waren frühere Ablehnungen weniger bekannter Einreicher nicht bekannt, die ebenfalls mit der Begründung erfolgten, sie machten „Personen des öffentlichen Lebens lächerlich“.
Was nun wirklich unvermeidlich ist in seinem Beruf, wie Fiore in einem Telefoninterview mit der New York Times bekannte: „Das ist es, was ich mache. Das ist mein Leben! Das ist nun wirklich schwer zu vermeiden für einen politischen Karikaturisten.“
„Vor allem, weil es mir so einschüchternd erschien“, reichte Fiore die Anwendung nach der Ablehnung im Dezember nicht erneut ein. „Es ist auch nicht so, dass ich eine Telefonnummer gehabt hätte, um mit jemandem bei Apple zu sprechen. Interessanterweise habe ich die jetzt.“
Noch am Freitag hatte Apple mit ihm Kontakt aufgenommen und ihm freie Bahn für seine Anwendung signalisiert. Fiore, der für seine Animationen selbst Apple-Produkte einsetzt, empfindet es jedoch als unangenehm, dass ihm nur seine plötzliche Bekanntheit half:
„Sicher, meine wird jetzt akzeptiert. Aber was ist mit jemandem, der keinen Pulitzer gewonnen hat und vielleicht eine bessere politische App macht als ich? Braucht es einen Medienaufruhr, damit eine App mit politischen Inhalten akzeptiert wird?“
Abbildungen: Mark Fiore