Google Chrome – der Comic
Von Bernd Kling am 3. September 2008
Chrome ist da, alles jubelt über den „revolutionären“ und „radikalen“ Browser. Den Hype puschte Google mit einem Comicbook, in dem Entwickler mit verwaschenen T-Shirts zu Superhelden mutieren. Das 32-seitige Bilderheftchen ist unterhaltsam und verrät fast alles über Googles Welteroberungspläne.
Gut gemacht ist es ohnehin, wurde es doch gezeichnet von Scott McCloud, Erfinder des 24-Stunden-Comics und Verfasser von „Comics richtig lesen“, einer Lesehilfe im Comicformat. Den Text seines neuesten Werks allerdings steuerte das Entwicklerteam von Google Chrome bei, das sich ausführlich selbst feiert und ganz in den Vordergrund zeichnen lässt. Dennoch sind hinter jeder Seite des Googlebooks die PR-Absichten sichtbar, ganz ähnlich wie in einem Einführungsvideo, in dem ebenfalls die Entwickler für das neueste Google-Produkt trommeln. Geschickt. Sie bringen es weit besser rüber als all die Marketing-Spezis. Sie stellen sich vor als Visionäre, die zusammen mit Google das Gute tun wollen, ihre Ideale und Ideen verbreiten.
Wo Licht, da Schatten, wo Gut, da Böse, das vom Guten bekämpft werden muss. Eliminieren!
Ins Visier kommt Vista. Windows Vista. Das Betriebssystem einer bösen Konkurrenz, die besser nicht beim Namen genannt wird. Ein gefährliches Betriebssystem zudem, gar nicht vertrauenswürdig, mit einem höchst unzuverlässigen Sicherheitsmodell.
Das ist gefährlich, fast schon Malware. Da könnten deinem Computer jede Menge echt übler Dinge passieren.
Und wie vernichtet man diesen leichtsinnigen Feind, der gefährliche Sicherheitslöcher aufreißt, in die wir alle stolpern könnten? Ein gezielter Blattschuss. Auf Microsoft Office, die Gelddruckmaschine der Herren von Redmond. Braucht bald keiner mehr, denn es gibt Google Gears, fest verankert in Google Chrome und schon auf deinem Desktop. Damit laufen Google Text & Tabellen nicht nur online, sondern auch offline, immer schön synchron. Alles immer und überall erreichtbar, nicht nur auf einem Gerät. Die anderen Browser werden Gears mit übernehmen (müssen), von Google zum neuen Standard erklärt. Volltreffer!
Der britische Register hat sich das Googlebook ebenfalls genauer angesehen und bleibt gleichermaßen skeptisch, was die altruistische Natur des Unternehmens Chrome angeht. Und hat die Sprechblasen ein wenig verändert, um zu verdeutlichen, was wirklich gemeint ist. Willkommen in Googleville – dem Ort, den keiner jemals wieder verlassen wird:
(bk)