Google doodelt zu deinem Geburtstag
Von Bernd Kling am 18. Oktober 2010
Ein wenig wie Facebook sein: Google versucht sich in sozialer Interaktion
Es gibt ein Google-Doodle, das nicht nur große Ereignisse und Geister der Weltgeschichte feiert. Sondern des Nutzers besonderen Tag.
Er muss es sich allerdings zuerst verdienen, indem er sein eigenes Google Profile anlegt und dort seinen Geburtstag einträgt. Voraussetzung ist weiterhin, dass er bei Google eingeloggt ist und an eben diesem Tag die Homepage von Google aufruft. Ihn erwartet ein Doodle mit Eiskrem, Krachern und all dem. Verirrt sich der Mauszeiger über das Doodle, erscheint als Begrüßungstext „Happy Birthday (Vorname)“. Ein Klick auf das Doodle schließlich führt zum eigenen Profil, über das Girlanden und Konfetti regnen.
Einer, der es schon erlebte, hat es aufgezeichnet. Es ist vermutlich kein Zufall, dass wir es von einem dankbaren und begeisterten Social-Media-Berater übermittelt bekommen. Denn um Social geht es, da sich Google in zunehmendem Wettbewerb mit Facebook sieht und in diesem Herbst eine Social-Network-Offensive entfalten will. In ihrem Mittelpunkt steht offensichtlich das Google-Profil der Nutzer.
Google möchte kein zweites Facebook aufmachen, nicht noch ein Social Network. Das haben Eric Schmidt und andere Googler in Interviews bereits deutlich zu verstehen gegeben. Sie wollen vielmehr „Googles Kernprodukte nehmen und eine soziale Komponente hinzufügen, um die Kernprodukte noch besser zu machen“ (Schmidt).
Google macht ernst mit Social
Mit dem Fehlstart von Buzz aber – zuvor nur von Googles eigenen Entwicklern erprobt – wurde sichtbar, dass die Kernkompetenzen der Googler nicht eben in der sozialen Interaktion liegen. Charlene Li von Altimeter Group trifft es mit einem schönen Kernsatz: „Googles Kultur basiert weitgehend auf der Stärke des Algorithmus, und es ist schwierig, soziale Interaktion mit Algorithmen zu bestimmen.“
Das ist inzwischen auch im Googleplex angekommen. Die New York Times hat es von einem gehört, der bei Google an sozialen Produkten arbeitete, aber lieber nicht namentlich genannt werden wollte:
„Sie nehmen bei Google teilweise an, dass ihre DNA nicht so perfekt dafür ist, soziale Produkte zu entwickeln, und es ist auch intern ein umstrittenes Thema. Der Bereich des Sozialen, bei dem es um das Verfolgen von Leuten geht, das Sharing von Fotos oder das coole Aussehen – das ist eine ganz ausländische Mentalität für Entwickler. All diese kleinen Details sind subtil und werden manchmal übersehen, insbesondere von technisch orientierten Leuten in einem Unternehmen, in dem ein Nützlichkeitsdenken vorherrscht.“
Nicht entgehen konnte aber auch bei Google, dass die Webnutzer inzwischen mehr Zeit bei Facebook als bei Google verbringen. Ein Team von Entwicklern arbeitet inzwischen bei Google an Social Networking, geleitet von Vic Gundotra und Bradley Horowitz. Gundotra gibt die Linie vor: „Als Teil unserer Mission, die Informationen der Welt zu organisieren, muss Google auch organisieren und besonders nützlich machen, die Interaktionen der eigenen Freunde zu sehen, an ihnen teilzunehmen und Nutzen daraus zu ziehen.“
Facebook fürchtet das Google-Profil
Die Pläne für mehr Social enthüllten sich zunehmend in den zahlreichen Startup-Unternehmen, die in diesem Jahr bereits von Google übernommen wurden. Sie hatten viel mit Casual Games zu tun, mit Apps, mit virtuellen Gütern und Währungen für Social Networks. Besonders fielen Übernahmen von Games-Entwicklern auf sowie eine größere Investition in Zynga, verantwortlich für Facebook-Spielereien wie Farmville.
Es muss dennoch nicht bedeuten, dass Google vor allem auf Games setzt. Vermutlich ist und bleibt Google einfach zu ernsthaft, stets auf Nutzen und optimale Problemlösungen bedacht. „Google ist ein ziemlich ernsthafter Laden“, wie es CEO Eric Schmidt erklärt. Laut Schmidt wird Google nicht selbst groß in Games oder Entertainment machen, könnte aber sehr wohl eine Infrastruktur für diese Dinge bereitstellen.
Entscheidend für Googles Reise ins Soziale wird höchst wahrscheinlich dieses Google-Profil sein, auf das jetzt regelmäßig ein Doodle zum Geburtstag aufmerksam macht. Facebooks Manager ließen privat bereits als größtes Besorgnis durchblicken, dass Google in den Suchergebnissen ein Google-Profil gegenüber einer Facebook-Seite bevorzugen könnte.
Screenshot: Google