Google macht Strom
Von Bernd Kling am 9. Januar 2010 1 Kommentar
Mit Google Energy steigt die Suchmaschine in das Stromgeschäft ein. Sparmaßnahme, Förderung erneuerbarer Energien – oder entwickelt sich Google zum Mischkonzern?
Google beantragte die behördliche Lizenz zum Stromhandel, gibt sich aber planlos. Google-Sprecherin Niki Fenwick lässt alles offen, was die weiteren Absichten angeht: „Wir haben keine konkreten Pläne. Wir wollen in der Lage sein, Elektrizität zu kaufen und zu verkaufen, falls es zu einem Teil unserer Produktpalette wird.“
Nahe liegt, dass Google als Großhändler in Sachen Strom den Saft für die eigenen Serverfarmen günstiger beziehen möchte. Grüner Strom darf es aber schon sein, denn schon länger engagiert in erneuerbarer Energieproduktion ist das Unternehmen über Google.org, den philanthropischen Arm von Google. Nicht nur um die Welt zu retten oder wahlweise zu beherrschen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen, wie Google-Mitbegründer Sergey Brin schon 2007 in einem Interview mit dem britischen Guardian durchblicken ließ. Der Klimawandel sei nicht die einzige Motivation für die Förderung erneuerbarer Energien, vielmehr werde auch das wirtschaftliche Wachstum gebremst, weil in vielen Ländern der Erde bezahlbare, saubere, breit verfügbare Energie fehle. Es gehe um die ökologische Bedrohung, aber auch um wirtschaftliche Chancen.
Als ehrgeiziges Ziel wurde verkündet, erneuerbare Energie billiger zu machen als Energie, die auf besonders schmutzige Weise mit Kohle erzeugt wird. Und das innerhalb von Jahren, nicht erst in einigen Jahrzehnten. Mit über 45 Millionen US-Dollar förderte Google seither die Energiegewinnung durch Windkraft, Erdwärme, Sonnenwärmekraftwerke und andere Energien.
Auf den Preis kommt es an, argumentierte Larry Brilliant, Chef von Google.org: „Die üblichen Investmentkriterien begünstigen nicht unbedingt die absolut niedrigpreisige, saubere, erneuerbare Energie, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden.“
Die Gründung eines eigenen Versorgungsunternehmens scheint zu belegen, dass es Google immer noch zu langsam geht. Die Gesellschaft habe zu wenig in alternative Energien investiert über die Jahre, erklärte Bill Weihl, bei Google als „grüner Energiezar“ für die Energiestrategie verantwortlich. In einem Interview mit Green Inc., einem Blog der New York Times, warnt er vor drastisch rückläufiger Finanzierung für grüne Energie, wenn Ende 2010 staatliche Anreize entfallen: „Die entscheidende Frage ist, ob diese Unternehmen sich in nicht mehr umkehrbarer Weise für Effizienz engagiert haben, bevor dieser Einbruch kommt.“
Branchenbeobachter vermuten, dass Google vor allem in den Energiehandel einsteigt, um Strom von den über Google.org geförderten Unternehmen kaufen und vielleicht auch vermarkten zu können. Google.org („technology-driven philanthropy“) wurde bewusst in der Form einer privaten Stiftung gegründet, die zwar nicht auf Gewinne zielt, jedoch auch in Bereiche investieren kann, die zu einem späteren Zeitpunkt Gewinn bringen.
(bk)
Abbildung: Google
was passiert eigentlich, wenn google doch ins lukrative geschäft mit den privaten stromkunden einsteigt und gleichzeitig das powermeter fertigstellt? darüber mal nachgedacht?!
antwort: http://stenographique.wordpress.com/2010/01/09/google_greenwashing_eco-marketing/