Google: Oracle-Klage ist gegenstandslos und ein Angriff auf Open Source
Von Bernd Kling am 14. August 2010
„Eine Attacke auf Google und die Open-Source-Community“
Google war offenbar auf die Klage von Oracle und Softwaremogul Larry Ellison vorbereitet, die Android die Verletzung von Java-Patenten vorwirft. In den zuletzt veröffentlichten Quartalsergebnissen fand sich bereits ein dezenter Hinweis auf mögliche rechtliche Forderungen, von denen jedoch keine ungünstigen geschäftlichen Auswirkungen zu erwarten seien. Dafür spricht auch die schnelle und eindeutige Reaktion auf die von Oracle veröffentlichte Klage. Der Fehdehandschuh ist aufgenommen:
„Wir sind enttäuscht, dass Oracle sich dafür entschieden hat, sowohl Google als auch die Open-Source-Community um Java anzugreifen mit dieser grundlosen Klage. Die Open-Source-Community um Java geht weit über jedes einzelne Unternehmen hinaus und arbeitet täglich daran, das Web zu verbessern. Wir werden die Open-Source-Standards vehement verteidigen und fortfahren, zusammen mit der Branche die Android-Plattform zu entwickeln.“
James Gosling, der als Java-Erfinder gilt, sah es schon lange kommen: „Während der Besprechungen, bei denen es um die Integration von Sun und Oracle ging, wurden wir ausgequetscht zur Patentsituation zwischen Sun und Google. Da konnten wir schon das Funkeln in den Augen der Oracle-Anwälte sehen.“
Gosling hat Sun Microsystems, das von Oracle im Januar übernommen wurde, inzwischen verlassen. Er ist ausdrücklich darüber erleichtert, dass nur eines seiner eigenen Patente in der Klage aufgenommen wurde. In der Überschrift seines Postings macht er ganz klar, was er von Oracles Klage hält: „Jetzt trifft die Scheiße den Ventilator …“
Den eigenen Ruf, was Open Source angeht, zerstört Oracle zugleich gründlich durch die Einstellung von Open Solaris und die Rückkehr zu geschlossener Entwicklung für das OS, das Oracle zum wichtigsten Betriebssystem für die eigenen geschäftlichen Anwendungen erklärt.
Gnome-Gründer Miguel de Icaza ist so verärgert, dass er einen Wechsel Googles zur offeneren Microsoft-Plattform .NET für besser hielte (von der er selbst eine Open-Source-Implementation schuf). Microsoft war bereits 1997 von einer Sun-Klage betroffen, und zwar ebenfalls wegen Java-Patenten. Es kam zu einer außergerichtlichen Einigung, verbunden mit einer Zahlung von über einer Milliarde US-Dollar an Sun. Microsoft wandte sich daraufhin von Java ab und entwickelte C# als eigene Programmiersprache, um Java zu ersetzen.
Wie immer die Klage Oracles gegen Google ausgeht – es untergräbt Oracles Glaubwürdigkeit in der Open-Source-Entwicklung und könnte letztendlich Java selbst beschädigen. Ryan Paul trifft es bei Ars Technica: „Oracle schießt sich wohl selbst in den Fuß, weil Android half, die Bedeutung von Java als Client-seitige Programmiersprache wiederherzustellen und Entwickler anzuziehen.“
So tiefgehende Gedanken macht sich Oracle-Boss Larry Ellison dazu vermutlich nicht. Er dürfte es eher so sehen, wie in einem Tweet von Clemens Vasters dargestellt:
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