HP Slate und andere Tablet-Sichtungen
Von Bernd Kling am 22. März 2010 2 Kommentare
Ein kleines Berliner Unternehmen lässt den „Anti-iPad“ feiern, der weltgrößte PC-Hersteller schickt ein Tablet mit Windows 7 und Intel-Prozessor ins Rennen
Manches, was derzeit groß an Tablets angekündigt wird, hört sich nach Publicity-Stunt an, wie es die Mainstream-Presse liebt. Mit großer Freude zieht Mathias Kremp bei Spiegel Online das avisierte Tablet eines kaum bekannten Berliner Unternehmens hoch als „Anti-iPad aus Deutschland“ und „Wie das WePad Verlage befreien soll“. Schön, lassen wir ihnen die Vorfreude.
Nüchterne Marktbeobachter erwarten ohnehin nicht das schnelle Wunder in der Folge der von Apple geweckten Fantasien. Während die Propheten aus dem Apple-Lager auf bis zu 10 Millionen verkaufte iPads noch in diesem Jahr hoffen, schätzt IDC einen insgesamten Absatz von 6 Millionen Tablets in diesem Jahr, wobei 2 von 3 Tablets als iPad zum Käufer kommen sollen.
Damit hat Prognostiker John C. Dvorak gute Aussichten, eine kostspielige Flasche Wein zu gewinnen, denn er hat auf weniger als 5 Millionen iPads gewettet. Und um die Zahlen in den richtigen Zusammenhang zu stellen: Die erwarteten Netbook-Verkäufe für dieses Jahr belaufen sich auf 39 Millionen, für 2011 sogar auf 45 Millionen.
Als ernsthaften Gegenspieler zu Apples iPad schickt der weltgrößte PC-Hersteller HP Slate ins Rennen. Er bleibt dabei auf der relativ sicheren Seite und bietet einen herkömmlichen PC, als Tablet verkleidet, aber mit Windows 7 und Intels Atom-Prozessor. Das ist der genaue Gegenentwurf zum iPad, das erst noch beweisen muss, dass es mehr als ein übergroßer iPod touch ist.
HP hebt vor allem hervor, dass Slate vieles kann, was Apple den iPad-Käufern vorenthält, darunter Adobe Flash, das eben nicht nur dem Abspielen von Webvideos dient, sondern mehr noch eine – von Apple und dem App Store unabhängige – Entwicklungsumgebung ist. Das hätte HP allerdings auch mit einem effizienteren Prozessor der ARM-Architektur haben können, wie ihn Apple und andere Hersteller für mobile Geräte bevorzugen. Zwar hätte es zugleich den Verzicht auf Windows erfordert, das nicht mit ARM-Prozessoren kann – doch ein auf Linux basierendes Betriebssystem hätte die Akkulaufzeit noch einmal deutlich verlängern können. Nicht von ungefähr setzen zahlreiche andere Hersteller bei ihren angekündigten oder angedeuteten Tablets auf ARM-Chips und Googles Android OS.
HP Slate wurde allerdings ähnlich wie das Apple-Tablet nicht erst gestern konzipiert. Es entstand vielmehr vor fünf Jahren in den Entwicklungslabors von HP, war aber noch nicht reif für einen Marktstart, denn ein Preis von 1.500 US-Dollar hätte es mit dem Fluch eines weiteren Tablets als Nischenprodukt belegt. Erst jetzt fügen sich die Puzzlestücke für den Erfolg im Massenmarkt zusammen, erklärt Chief Technology Officer Phil McKinney:
„Wir haben jetzt diese Konvergenz von kostengünstigen und stromsparenden Prozessoren und Windows 7 als Betriebssystem mit Touch-Funktionalität, das versetzt uns in die Lage, diese Plattformen mit neuen Formen von Touch-Technologie zu schaffen und genau den richtigen Preis zu treffen. Von daher steht 2010 für das perfekte Timing.“
Was Preis und Marktstart angeht, sind die Informationen allerdings noch etwas ungesichert. Die letzten Gerüchte-Updates lassen die Markteinführung im Juni (in Europa noch vor September) erwarten mit Preisen, die mit 450 bis 650 US-Dollar noch unter denen von Apples iPad liegen.
Abbildung: HP
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