IBM gegen Gmail gegen MS Exchange
Von Bernd Kling am 2. Oktober 2009
Lotus Inotes verbindet Webmail, Kalender und Kontakt-Management. IBM bietet seinen neuen Dienst für Unternehmen günstiger an als Google. Und vermutlich auch verlässlicher.
Mit Preisen ab 3 US-Dollar monatlich führt IBM den neuen Dienst günstiger ein als Googles Premier Edition für Unternehmen (50 US-Dollar jährlich) und Microsofts Webmail-Dienste (10 bis 12 Dollar monatlich, wenn auch bei einer Begrenzung auf 500 MB schon für 2 Dollar). Aus Unternehmenssicht könnte jedoch der verlässliche Ruf entscheidend sein, den sich IBM als Outsourcer erworben hat. Sean Poulley, IBMs Vice President für Online Collaboration Services: „Wir betreiben die missionskritischsten Systeme der Welt für Banken, Telekommunikationsunternehmen und Versorger. Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass wir reichlich Vertrauen genießen.“
Google hingegen kam in letzter Zeit vor allem durch Systemausfälle in die Schlagzeilen, die nicht nur das Ansehen Googles, sondern auch das allgemeine Vertrauen in Cloud-Computing-Dienste zu beschädigen drohen. Dabei biete Gmail doch immerhin eine Erreichbarkeit von 99,9 Prozent der Zeit, argumentiert der für Googles Enterprise Division verantwortliche Dave Girouard – und übertrifft damit den Durchschnitt von vielen E-Mail-Diensten, den Unternehmen selbst betreiben. Und was die Speicherkapazität angehe, biete Gmail in der Premium-Variante für Unternehmen 25 GB, während IBM mit nur 1 GB je Postfach an den Start gehe.
Girouard begrüßt zugleich den Markteintritt von IBM als „eine gute Nachricht“, denn: „Wenn IBM mit seiner großartigen Ausstrahlung und Reputation im Unternehmensumfeld sich in dieser Kategorie engagiert, ist das eine starke Befürwortung unseres Modells.“
IBM rechnet sich zugleich gute Chancen aus, Kunden von Microsoft Exchange zu locken, die Aufwand und Kosten für den Umstieg auf das kommende Exchange 2010 scheuen. Der Inotes-Dienst ist keine eigene Neuentwicklung, sondern beruht auf der Übernahme der Messaging-Dienste von Outblaze im April, mit der IBM zugleich die ersten 18 Millionen Kunden für Inotes erwarb.
Neben dem E-Mail-Dienst will IBM weitere Online-Angebote ausbauen. Inotes ist als Teil von IBMs Blue House gedacht, einem von IBM vor einem Jahr angekündigten Paket von Software-as-a-service. Es ist als entscheidende Richtungsänderung auch für IBM zu sehen. Wie die Marktforscher von Gartner erwarten, wird schon 2012 jedes fünfte Unternehmen auf eine Form extern gehosteter E-Mail setzen.
(bk)
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