Intel kauft sich frei, schaufelt 1,25 Milliarden Dollar zu AMD
Von Bernd Kling am 12. November 2009

AMD und Intel: Beziehungskrise gelöst
Die zivilrechtliche Klage von AMD wäre nach jahrelangem Anlauf demnächst in die heiße Phase gegangen und hätte vermutlich zu weiteren unangenehmen Enthüllungen für Intel geführt. Mit dem überraschenden Friedensschluss beenden die beiden Unternehmen alle laufenden gerichtlichen Auseinandersetzungen, nicht nur in den USA. Sie ziehen ihre Vorwürfe zurück, mit denen sie die Gegenseite jeweils beschuldigten, das bestehende patentrechtliche Abkommen gebrochen zu haben. Mit einem neuen Abkommen sichern sie sich die gegenseitige Nutzung ihrer Patente auf weitere fünf Jahre.
Nummer 1 und 2 der Chip-Branche konnten sich sogar auf eine knappe gemeinsame Erklärung einigen: „Während die Beziehung zwischen den beiden Unternehmen in der Vergangenheit schwierig war, beendet dieses Abkommen die juristischen Auseinandersetzungen und befähigt die Unternehmen, ihre Anstrengungen ganz auf die Entwicklung und Innovation von Produkten zu konzentrieren.“
AMD zieht nicht nur alle gerichtlichen Klagen, sondern auch die Beschwerden bei Regulierungsbehörden wie der US-Handelsaufsicht FCC zurück. Alles wird gut, jubelt AMD-Chef Dirk Meyer über die neue Freundschaft: „Diese Beziehung war intensiv und emotional und nicht selten verbittert für zu viele Jahre.“
Intel sagt im Gegenzug künftiges Wohlverhalten zu. Der Kern der Vorwürfe lautete, Intel habe PC-Hersteller mit einer gezielten Preis- und Rabattpolitik davon abgehalten, auch Prozessoren der Konkurrenz einzusetzen. Die EU-Untersuchung brachte außerdem das Ergebnis, dass Intel Ladenketten wie Mediamarkt / Saturn beeinflusste, so gut wie ausschließlich Geräte mit Intel inside ins Angebot zu nehmen.
Nichts dran, versichert Intel-Chef Otellini noch heute mit unbeweglicher Miene. Schön, „gewisse Geschäftspraktiken“ werde man in Zukunft unterlassen. Die Einigung mit AMD jedoch sei sinnvoll gewesen, da die zunehmend intensiven juristischen Fehden zu kostspielig und zeitraubend wurden.
Pack schlägt sich, Pack verträgt sich? Einen ganz schlechten Tag dürften die beteiligten Anwälte haben, nachdem die Beziehungskrise zwischen Intel und AMD beendet ist. Sie dürfen zumindest darauf hoffen, dass nach der privatrechtlichen Einigung nicht auch noch die behördlichen Klagen im Sande verlaufen. David Baldo, Spezialist für Kartellrecht:
„Der Job ist nicht erledigt. Auch wenn diese Einigung vielleicht einige Hindernisse aus dem Weg räumt, muss die FTC handeln, um langfristig einen wieder vollständig intakten Wettbewerb in diesem Markt zu sichern.“
(bk)
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Abbildung: Miraceti / GNU