Ist Sarah Palin ein TWILF?
Von Bernd Kling am 17. November 2009
Und was wäre das dann? Die Kandidatin für die US-Vizepräsidentschaft, die aus der Kälte Alaskas kam, entzündet noch immer heiße Fantasien in der amerikanischen Medienwelt. Als Gun-Ho und TWILF tritt sie in einem Animationsfilm auf.
Als VPILF ging sie schon in der heißen Phase des Wahlkampfs um, abgeleitet von MILF (American Pie ansehen). Das mit Gun-Ho erklärt das Urban Dictionary in unmissverständlichen Worten.
Derzeit absolviert sie das große Schaulaufen durch TV-Shows wie Oprah für ihr Buch „Going Rogue: An American Life“, nachdem sie den Job als Gouverneurin von Alaska launenhaft an den Nagel hängte. Schuld an ihrer Wahlniederlage im Gespann McCain / Palin waren andere, davon handelt ihr Abrechnungsbuch. An Evolution möchte sie nicht recht glauben, lässt sie uns außerdem wissen, und Nacktaufnahmen in „Playgirl“ (insbesondere die von Levi Johnston, dem Vater ihres Enkelkindes) erklärt sie zur „Pornografie“.
Im Beliebtheitswettbewerb der Politiker ist sie inzwischen bei 9 angekommen – auf der negativen Seite der Skala. Eine wachsende Mehrheit auch der US-Amerikaner kommt zur Erkenntnis, dass sie eben nicht für das Präsidentenamt geeignet ist, dass sie jetzt offenbar erst recht anstrebt, auch wenn sie kokett dazu erklärt, es sei „nicht auf ihrem Radarschirm“.
Dank ihrer konservativ-krawalligen politischen Eskapaden darf sie nun auch noch animiert auftreten. Im satirischen Cartoon „The Stupid Virus“ treten neben ihr die stramm rechten Kommentatoren Rush Limbaugh und Glenn Beck auf. Letzterer ist bei Fox News beheimatet, durfte dort Präsident Barack Obama als „Rassisten“ attackieren und bekam dafür volle Rückendeckung von Medienmogul Robert Murdoch. Nachdem die kreischenden Kommentatoren viralen Unsinn verbreiten wie den, ihr gewählter Präsident sei gar nicht in den USA geboren und kein wahrer Amerikaner, verkürzt es Sarah Palin per Twitter auf die noch schlichtere Aussage einer religiösen Fundamentalistin: „Barack Obama ist der Anti-Christ“.
Palins Auftritt kommt ab etwa 2:43. Sie tweetet mit ihrem Twitter-Account „Gun-Ho“, kommt daher nun als „TWILF“ rüber in der abendlichen Nachrichtensendung („richtig, Tweets sind jetzt Nachrichten“).
Schöne Sache übrigens, das in Amerika immer noch so hochgehaltene Grundrecht auf freie Meinungsäußerung, von isolierten Bereichen wie dem Iphone und Apples App Store einmal abgesehen. Sooo unterhaltsame politische Animationen und klare Aussagen wären in deutschen Sendern so undenkbar wie unsendbar.
Dieser TV-Cartoon lief bei Current TV, gegründet vom früheren Vizepräsidenten Al Gore. Und ja, in diesem Sender laufen auch ernsthaftere Sachen wie etwa eine Undercover-Reportage von Laura Ling, einer Amerikanerin chinesischer Herkunft, über die Entsorgung von Amerikas Elektroschrott nach China. Es ist übrigens die gleiche Laura Ling, die bei einem weiteren Einsatz in Nordkorea in Gefangenschaft geraten sollte, um von Bill Clinton in diplomatischer Mission gerettet zu werden.
(bk)
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Screenshot: Current TV