Karmann E3, die elektrische Sportlimousine
Von Robin Lange am 12. April 2009 9 Kommentare
Insolvent, aber innovativ: Zur Hannover Messe ab 20. April präsentiert der angeschlagene Kabrio-Spezialist die ersten Prototypen der elektrischen Sportlimousine E3.
Während die deutschen Autohersteller Elektromobilität noch mit angezogener Handbremse ansteuern, setzen die Stromkonzerne auf den ganz großen Markt, der sich ihnen eröffnen könnte. Sie drängeln, um die aus der Steckdose gespeisten Elektroautos in Fahrt zu bringen. RWE kooperiert bereits mit Daimler, Vattenfall und E.on fahren elektrisch mit Mini E von BMW.
Mit EWE gab das fünftgrößte deutsche Stromversorgungsunternehmen das E3-Projekt bei Karmann in Auftrag. Der ums Überleben kämpfende Fahrzeugbauer hätte es definitiv nicht allein stemmen können. So hat es denn auch symbolische Bedeutung, wenn das Logo eines Stromversorgers anstelle einer traditionellen Automarke auf dem Kühlergrill prangt.
Der Stromversorger gibt sich dabei ganz uneigennützig, wie aus einem Bericht der „Welt am Sonntag“ zu entnehmen. Viel wichtiger als kommende Gewinne sei der gigantische Stromspeicher, als den sich Millionen von Elektroautos insgesamt anbieten könnten, um insbesondere den nachts überschüssigen Windstrom aufzunehmen. Vorstandschef Werner Brinker von EWE: „Die Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energien spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die Herausforderungen der zukünftigen Energieversorgung zu lösen.“
Anders als bei Daimlers Elektro-Smarts und dem Mini E von BMW konzipierte Fahrzeughersteller Karmann den E3 von vornherein als Elektroauto. Das Akkupack geht in den Unterboden und macht so eine viertürige Limousine möglich, hebt Friedrich Wegert vom Osnabrücker Fahrzeughersteller Karmann hervor:
„Aus unserer Sicht reicht es nicht aus, ein alternatives Antriebssystem in eine Karosserie zu stecken, die für einen Verbrennungsmotor ausgelegt wurde. Beides muss zueinanderpassen, das Antriebssystem und die Karosserie.“
Insolvenz hin oder her, E3 soll nicht nur ein Schaustück für die Hannover Messe werden, vielmehr sollen ab Oktober weitere Prototypen praktisch erprobt werden. Wie es heißt, ist die Fahrzeugentwicklung vom Insolvenzantrag nicht betroffen. Über eine Serienproduktion gibt es allerdings noch keine Angaben. Die Partnerschaft zwischen Karmann und dem Oldenburger Stromkonzern EWE wurde bis zum Jahr 2012 vereinbart und umfasst mehrere Forschungsprojekte.
Die Elektrolimousine ist anders als minimalistische Elektroautos nicht nur für den Stadtverkehr gedacht. Als besondere Zielgruppe hat Karmann bereits Pendler im ländlichen Raum ausgemacht, denn E3 verfügt über eine Reichweite von rund 150 km und beschleunigt bis zu 140 Stundenkilometern.
(rl)
Abbildung: EWE / Karmann
Zum Thema im Web:
Angezogene Handbremse ist genau das richtige Stichwort: http://www.cleanthinking.de/elektroauto-e3/981/ Die Stromkonzerne scheinen ein größeres Interesse an Elektroautos zu haben als die Autokonzerne. Nunja, kann sich jeder selber einen Reim drauf machen!
Ausschliesslich mit Strom? Und nur 150 Km Reichweite? Ich weiss nicht! Wäre es nicht doch ratsamer, ein wenn auch nur klitzekleines Otto oder Diesel-Motörchen dabei zu haben? Hört sich alles vernünftig an und gemacht werden muss ja sowieso etwas, aber was ist dann mit der „Kraftstoffsteuer“?, oder wird der Strompreis speziell bei den Stromzapfsäulen oder den Hauszapfsäulen dann irre erhöht, damit die Autofahrer es ja nicht besser haben als jetzt? Naja, schaun wir mal.
H.-P.Ränsch
Ja, die Reichweite ist noch ein Kernproblem der Elektroautos, vor allem, so lange keine Infrastruktur zum Laden der Akkus vorhanden ist. Aber, und das wissen viele nicht, die allermeisten Autofahrten sind 65 km und kürzer – und wenn ich mir Millionen Berufspendler vorstelle, die mit ihrem Elektroauto die bis zu 60 km zur Arbeit fahren, abends wieder zurück und dann über Nacht das Elektroauto wieder aufladen mit Strom aus Windkraft, der ohnehin erzeugt wird, dann ist das schon eine hochspannende Alternaitve.
Denn: Wenn Du dann wirklch ne weite Fahrt hast, kannste die meist im Voraus planen und entweder nen regulären Firmenwagen nutzen oder Dir ein Auto leihen.
„Die Partnerschaft zwischen Karmann und dem Paderborner Stromkonzern EWE wurde bis zum Jahr 2012 vereinbart und umfasst mehrere Forschungsprojekte.†Meinen Sie das schöne, niedersächsische Paderborn an der Hunte, westlich von Bremen? ;o) Aber zum Thema: Das Elektroauto hat vor allem in der Stadt eine wirklich glänzende Zukunft vor sich. Selbst wenn die Stromerzeugung Emissionen verursacht, würden diese nicht in Ballungsräumen konzentriert auftreten sondern nur in Kraftwerksnähe. Und vielleicht schaffen es die Stromkonzerne ja noch, ihre Einnahmenüberschüsse in umweltfreundliche Investitionen bzgl. ihrer Kraftwerke umzusetzen. Dann sind wir schon einen ganzen Schritt weiter. Ganz abgesehen von weiteren, angenehmen Nebenwirkungen des Elektroantriebs, wie der erweiterte Wirkungsgrad, die geringeren Fahrgeräusche und eine anzustrebende Unabhängigkeit vom Rohöl. Für größere Reichweiten wären Mietakkus an Stromtankstellen eine Alternative.
Danke für den Hinweis, Oldenburger. Und jetzt steht auch Oldenburg, wo es hingehört. 🙂
Ich bezweifel dass unsere lieben Stromriesen überhaupt den Energiebedarf für unsere KFZ’s durch elktr. Strom bereitstellen könnten.
Es sollte mal ermittelt werden, wie der elktr. Energiebedarf ist wenn man alle Verbrennungsmotoren ersetzen würde und welche CO2 Belastung wir durch die erforderliche Energiemenge produzieren.
Im Allgemeinen müssen Schadstoffe über die Lebensdauer betrachtet werden (vom ersten Pinselstrich bis zum Recycling).
Da wird uns ganz sicher ein böses Erwachen über diese „sauberen“ elktr. Antriebe ereilen.