Kreise: „Google Circles“ als Facebook-Alternative (2 Updates)
Von Bernd Kling am 14. März 2011 2 Kommentare
Mehr als ein Gerücht, aber noch keine Ankündigung
Google hat die eigenen Social-Pläne nicht aufgegeben, sondern arbeitet mit Nachdruck daran. Mit Tim O’Reilly bezeugt der Gründer von O’Reilly Media in einem Tweet, dass es sich um mehr als Spekulationen handelt: „Ich habe Google Circles gesehen, und es sieht umwerfend aus. Und es ist die Spitze des Eisbergs.“
Nicht bestätigt wurden Vermutungen, dass die offizielle Ankündigung vielleicht schon heute während der Konferenz „South by Southwest“ (SXSW) erfolgen könnte. Das muss noch warten, vielleicht bis zu Googles eigener Entwicklerkonferenz Google I/O, die am 10. Mai in San Francisco beginnt. Ein Sprecher von Google bestritt ausdrücklich, dass heute eine Ankündigung bei der SXSW erfolgt, ging aber nicht auf die Pläne für ein Social Network ein.
Plausible Einzelheiten zu Circles kamen bei ReadWriteWeb an. Demnach wird der Dienst das Sharing von Fotos, Videos und Status-Nachrichten erlauben. Die namensgebende Besonderheit: Das Sharing der Nutzer erfolgt jeweils nur mit dem passendsten Kreis sozialer Kontakte in ihrem Leben, nicht mit allen Kontakten zugleich. Nicht alles geht in den gleichen Topf wie bei Twitter oder Facebook. Im realen Leben gibt es „Freunde“ in Schule oder Arbeitsplatz, es gibt Familie, es gibt viele soziale Sphären – und niemand will alles mit allen teilen. Circles verspricht wieder ein Stück mehr von der Privatsphäre, die Facebook genommen hat.
„Nicht nur eine Gruppe von Freunden“
Am neuen Dienst arbeiten angeblich bekannte Leute wie Chris Messina (BarCamp, OpenID) und Jonathan Sposato (CEO der von Google übernommenen Online-Fotobearbeitung Piknik). Google setzt offenbar alles daran, die insbesondere seit dem Fehlstart von Google Buzz verbreitete Ansicht zu widerlegen, dass die Entwickler von Google einfach nichts anfangen können mit Social. Die Mitarbeit von Messina spricht besonders dafür, dass es sich um eine Plattform mit offenen Standards handeln wird. Google könnte stärker auf die Zusammenarbeit mit unabhängigen Entwicklern setzen, während sich Twitter gegen Entwickler und ihre Anwendungen abzuschotten beginnt.
Als wegbereitend für Circles gilt Paul Adams, der als social technology researcher für Google tätig war. Eine nette Pointe dazu ist, dass er inzwischen zu Facebook wechselte, nachdem er vier Jahre lang bei Google für User Experience zuständig war. Im Sommer erscheint sein Buch „Social Circles“. Einen ersten Einblick in Googles mutmaßliche Pläne könnte seine Foliensammlung „The Real Life Social Network“ geben. „Die Menschen haben nicht nur eine Gruppe von Freunden“, lautet die entscheidende Aussage.
Update (13. 3. 2011: Sowohl Chris Messina als auch Tim O’Reilly, die im Bericht genannt wurden, dementieren „Google Circles“ als Produkt. Google denke über soziale Beziehungen nach und mehr Social in kommenden Produkten, aber Circles sei kein Produkt, das sich derzeit in Entwicklung befinde, erklärte Messina bei der Konferenz SXSW in Austin.
Twitter-Zeuge Tim O’Reilly schließt sich dem an: „Es ist nicht ein Produkt an sich und kein neues Social Network. Nur ein forschungsmäßiges Nachdenken darüber, wie man soziale Daten besser organisieren könnte. Ich wurde getäuscht durch die Geschichte in ReadWriteWeb und dachte, dass es sich um etwas handle, was sie ankündigen würden. Es ist keine Story. Nur so eine Sache aus dem Labor.“
Fortsetzung folgt. Und vielleicht auch Produkte?
Update (14. 3. 2011): Inzwischen hat sich auch noch Michael Arrington bei Techcrunch zu Wort gemeldet. Er argumentiert, dass Social für Google viel zu wichtig ist, um es mit einem großen Ankündigungszirkus zu gefährden. Nach Wave und Buzz könnte sich Google einfach keinen dritten Fehlschuss leisten.
Die berichteten Details über Google Circles aber erklärt er für weitgehend zutreffend. Sie deckten sich mit dem, was er in der letzten Monaten von Quellen zu hören bekam, die Googles Produktversionen sahen. Google konzentriere sich tatsächlich auf Gruppen von Freunden und das Sharing zwischen ihnen, um sich von Facebook abzuheben.
Anstelle einer großen Produktankündigung werde Google die neuen sozialen Features wahrscheinlich schrittweise einführen. Etwas offener mit dem Thema umgehen könnte das Unternehmen bei Google I/O und zumindest mit den Entwicklern über die Social-Strategie reden.
Gut nachvollziehen lässt sich auch, dass Google aggressiv mit neuen Social-Produkten aufwarten muss. Facebook sichert sich nicht nur die Aufmerksamkeit der Nutzer, sondern zunehmend Anteile an den Werbeeinnahmen. Deshalb kann Google nicht auf Circles verzichten, wann auch immer es kommt und wie es heißen sollte.
Screenshot: Paul Adams
Ich werd mich mal auf Diaspora* konzentrieren 🙂 Die Ansätze find ich besser, obwohl Google wohl schneller die Nasevorn haben wird. Doch der Tag an dem Facebook nicht mehr die weltherrschaft besitzt wird kommen. Die Frage ist nur wie viele Jahrzente das noch dauern wird. 🙂
Das google+ Netzwerk erfährt gerade jetzt einen Hype sondergleichen und die Kreise werden hier als das Unterscheidungsmerkmal herausstilisiert. Dabei ist die Funktionalität als solche in facebook schon längst enthalten.
Hier ein Link zu einem Tutorial, wie es geht: Alternative hin oder her – die google Kreise sind facebook nicht unbekannt, nur die Präsentation ist eine andere – nämlich die Listen.
Hier ein schnelles Tutorial, wie einfach auch in facebook die Kreise-Funktion nutzbar ist: http://weissemagie.biz/facebook-google-kreise-aber-geradlinig/