Markenstreit um "Face" und "Book"
Von Bernd Kling am 27. August 2010 3 Kommentare
Facebook will alles haben – klagt gegen Teachbook und reklamiert „Face“ als eigene Marke
Niemand außer uns darf „book“ verwenden, so steht es im Buch von Facebook. Das Social Network verklagte ein kleines Startup-Unternehmen namens Teachbook, das eine Lehrern vorbehaltene Online-Gemeinde plant. Es ist ein präventiver Schlag, denn die Website Teachbook.com ist noch noch nicht einmal offiziell eröffnet. Facebook begründet die Klage damit, das Wort „book“ in einer Website „in hohem Maße charakteristisch ist im Zusammenhang mit Online-Communities und Networking-Websites“.
Dabei hat das klagende Unternehmen sich Facebook nicht einmal selbst ausgedacht, vielmehr einfach einen schon lange bekannten Begriff besetzt, der für Jahrbücher / Verzeichnisse von High Schools und Colleges üblich ist. Es dürfte schwierig bis unmöglich sein, auch noch die generischen Worte Face und Book markenrechtlich zu besetzen, aus denen sich der Firmenname zusammensetzt. Was ein Multi-Milliarden-Unternehmen wie Facebook natürlich nicht daran hindert, in den Kampf Goliath gegen David zu ziehen.
Teachbook will sich mit einer Gegenklage wehren: „Es ist eine Situation wie David gegen Goliath. Sie werfen Bomben auf ein Moskito. Sie glauben, wir werfen uns vor ihnen hin und sie bekommen den Begriff ‚book‘ überlassen.“
Es ist nicht Facebooks erste Book-Attacke. Anfang des Monats machte das Social Network Druck auf ein weiteres Startup, das eine Reise-Website namens Placebook starten wollte. Es hatte Wirkung, Placebook wurde in TripTrace umbenannt. Ebenfalls bereits geschliffen wurden Vetbook und Doctorbook. Geht es weiter mit Cookbook, Blackbook, Facetime, Racebook, Casebook, Fuckbook (ja, gibt es alles und noch viel mehr)?
Face bewahren
Gleichzeitig versucht Facebook, auch noch „Face“ als Marke zu registrieren. Die Markenanmeldung übernahm Facebook offenbar mit der 2008 akquirierten Firma CIS Internet Limited, die eine Site namens Faceparty.com betrieb.
Einspruch dagegen hat ein guter alter Bekannter von Facebooks CEO Mark Zuckerberg eingelegt: Aaron Greenspan. Greenspan war zusammen mit Zuckerberg in Harvard gewesen. Er erhob später Ansprüche, zusammen mit ihm Facebook geschaffen zu haben, die außergerichtlich (und vermutlich unter Zahlung einer größeren Summe) beigelegt wurden. Greenspan ist heute Inhaber von Think Computer, das hinter FaceCash steht, einer Anwendung für Zahlungen mit dem Mobiltelefon.
Bekäme Facebook die Marke für das Wort „Face“ zugesprochen, könnte es Probleme für FaceCash bedeuten, daher will Greenspan es verhindern: „Die mögliche Registrierung hat Auswirkungen auf mein Unternehmen (gar nicht zu reden von einigen Hundert Unternehmen mehr, darunter Apple, Inc.).“
Es bleibt nicht bei Face und Book. Eine weitere Markenfront hat Facebook bereits eröffnet mit mindestens 14 (vierzehn) Anmeldungen für „Like“.
Abbildung: Brian Solis / CC (Facebook-CEO Mark Zuckerberg)
Unsere Non-Profit-Organisation zur Förderung des internationalen Designdialogs hat sich vor Jahren beim Europäischen Patentamt die Wortmarke »Face to Face« erfolgreich schützen lassen und auch eine entsprechende Domain seit langem im Einsatz (www.face-to-face.eu). Unter diesem Titel veranstalten wir seit 10 Jahren Konferenzen für Wirtschaft und Design, mit denen wir den internationalen Dialog von Designexperten und Unternehmen fördern. Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass es an der Markennutzung juristisch etwas zu rütteln gibt.