Microsoft lockt Firefox-Benutzer mit 10.000 Dollar (Update)
Von Bernd Kling am 18. Juni 2009 2 Kommentare
Ballmers Propagandisten scheinen fest zu glauben, Benutzer kaufen zu können und zu müssen. Rabatte beim Einkauf über die Suchmaschine, Spenden für den Download von Internet Explorer 8 – und jetzt locken 10.000 Dollar, die nur mit Microsofts Browser zu finden sind.
Im weltweiten Netz eingebuddelt sei der Mammon, und wer ihn zuerst findet, soll ihn behalten dürfen. Aber natürlich nicht mit dem ganz falschen Browser:
„Aber ihr werdet es nie finden, wenn ihr den alten Firefox benutzt (haut ihn also weg oder macht euch vom Acker). Wer ernsthafte Aussicht auf die zehn Riesen haben will, der aktualisiert seinen Browser jetzt auf Windows Internet Explorer 8.“
Dann ist noch täglichen Hinweisen bei einem dafür eingerichteten Twitter-Account zu folgen, um den Weg zum versteckten Bestechungsgeld zu finden: „Es ist eine raffiniert verborgene Webseite, die nur Internet Explorer 8 sehen kann. Wer sie findet, dem gehören die 10.000 $.“
Nein, das kommt jetzt nicht von durchgeknallten Fanboys, die zum Opera-Boykott aufriefen, weil sie den norwegischen Softwarehersteller hinter dem kartellrechtlichen Vorgehen der EU-Kommission gegen Microsofts Monopolmissbrauch vermuteten. Es ist vielmehr eine ganz offizielle Promotion-Aktion, mit der Microsoft in Australien die weitere Erosion der Marktanteile aufzuhalten versucht. Australische Dollar übrigens, und die sind gerade mal 5.700 Euro wert.
Neue Browserkriege unter Einsatz von Dollarbündeln? Wie verzweifelt sind die eigentlich? Und falls Microsoft auch hier mit fetten Geldbündeln winken möchte, empfehlen wir dringend, den Einsatz gleich um ein paar Stellen zu erhöhen: So billig lassen wir uns nicht kaufen, nachdem Firefox Microsofts Internet Explorer in Deutschland bereits abgehängt hat.
Update 19. 6. 2009: Kehrtwende down under
Microsoft hat den Rückzug eingeleitet, warum auch immer (wie gut, dass wir noch Screenshots haben). Andere Browser sind jetzt nicht mehr explizit von der Schatzsuche ausgeschlossen. Sie werden nicht mehr gebasht, sondern gar nicht mehr erwähnt. Der geänderte Text des Microsoft-Wettbewerbs legt jetzt lediglich nahe, man könne die Hinweise und die versteckte Seite mit dem Internet Explorer 8 sehen.
An keiner Stelle steht mehr, man könne sie nur mit Microsofts neuestem Browser sehen und habe nur dann eine Gewinnchance. Inzwischen sind auch die eingeblendeten Twitter-Hinweise mit Firefox sichtbar, ohne IE8 simulieren zu müssen (danke für den Hinweis, mario_zh).
Aus den Teilnahmebedingungen wurden in Punkt 4 und 5 Sätze über „nur mit Internet Explorer 8“ ersatzlos entfernt:
„The clues section on www.tengrandisburiedhere.com is only viewable in Internet Explorer 8.“
„The hidden webpage can only be viewed in Internet Explorer 8. The entrant must have download Internet Explorer 8 to successfully view the hidden webpage.“
Die alte Version ist noch hier zu finden.
Die Kampagne musste offenbar ziemlich hektisch geändert werden. Australisches Wettbewerbsrecht? Haben sich die Kartellbehörden geräupsert? Doch zu peinlich die Nummer?
(bk)
Zum Thema im Web:
Konnte es zuerst gar nicht glauben … Wenn vernünftige Argumente nicht helfen, dann macht man es halt mit Geld 🙂
Wobei so intelligent sind die MS-Leute nicht. Kurz unter Linux mit FF den IE8 simuliert und schon konnte ich die Seite sehen. Wobei ausser den letzten 3 Meldungen von Twitter gab es nichts spezielles zum angucken …
Jaja , so ist das 🙂
Ich weiß wirklich nicht ob die Leute bei Microsoft glauben, dass diese Art von Werbung wirklich zu mehr Anwendern verhilft. Abgesehen davon ist es doch bei den unzähligen „Sie Haben Gewonnen!!!!“ Anzeigen im Internet doch überhaupt noch schwierig Internet-User für Online-Gewinnspiele zu begeistern.
Die 10000 Dollar sollte Microsoft vielleicht lieber in den Internet Explorer selbst investieren, um daraus endlich einen gut funktionierenden Browser zu machen…