Microsoft-Murdoch-Pakt fällt aus

Von am 4. Dezember 2009  

Steve BallmerDie offensichtliche Falschmeldung über ein Microsoft-Murdoch-Bündnis gefiel vielen Publikationen so gut, dass sie wie eine Tatsachenmeldung umging. Jetzt lässt die Financial Times, die selbst die Meldung anstieß, wieder die Luft raus.

Entstanden war die absurde Annahme, Microsoft wolle Verlage bezahlen, wenn sie ihre Inhalte aus der Google-Suche entfernen und sie exklusiv bei Microsofts Suchmaschine Bing auffindbar machen, beim gerüchtenotorischen Michael Arrington von Techcrunch. Die Financial Times schob nach mit einem Bericht über den angeblichen „Web-Pakt“.

So erklennbar unsinnig das von Anfang an war, die Mär gefiel gerade deutschen Verlegern nur zu gut, deren Urteilsfähigkeit in Sachen Internet etwas eingeschränkt erscheint. Sie ließen sich von dpa gerne zitieren mit „Verleger begrüßen Bing-Offensive gegen Google“.

Jetzt hat es Bing gemacht, die Financial Times sich eines Besseren besonnen. Sie fragte beim Richtigen nach und zitiert Satya Nadella, bei Microsoft verantwortlich für die Suchtechnologie, mit einer klaren Absage. Zeitungsbesitzer dafür zu bezahlen, dass sie ihre Inhalte vor Google verschließen, sei „nicht das, was uns auf lange Sicht etwas nützt“. Microsoft sei „grundsätzlich nicht darauf aus, an Inhalte zu kommen, die es nicht bei Google gibt“.

Das hätten sich die leichtgläubigen Verleger und ihre Nachrichtenschreiber an ein paar Fingern zusammenzählen können. Vielleicht gab es sogar Gespräche, warum auch nicht, aber daraus konnten weder „Web-Pakt“ noch „Google-Boykott“ entstehen. Es wäre schlicht und einfach zu teuer gekommen. Selbst Microsofts Portokassen und Tresore reichten nicht aus, um auf Dauer eine Branche zu unterstützen, die sich selbst nicht zu helfen weiß.

(bk)

Zum Thema bei TecZilla:

Microsoft und Murdoch schmieden ein Nachrichtenkartell – ehrlich?

„Google ist kein Zeitungskiller“

Dürfen Zeitungen von Bloggern klauen?

Spaß mit Bing: Die 10-Milliarden-Dollar-Wette

Zum Thema im Web:

Seattle Post Intelligencer

FT

Abbildung: Der Tommy / CC (Microsoft-CEO Steven A. Ballmer)

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