Microsoft: Wir werben nicht für unsere Pornosuche
Von Bernd Kling am 11. September 2009

Carmella Bing, Pornodarstellerin
Die Videosuche in Bing gilt unter Kennern als besonders nutzerfreundlich, wenn es um die Suche nach PrOn geht. Nur ein völlig unbeabsichtigter Nebeneffekt, wiegeln Microsofts Mitarbeiter in privaten Gesprächen ab.
Zweifel daran kamen allerdings auf, als ein anonym bleiben wollender Mitarbeiter von Techcrunch nach „pornography“ googelte und daneben an höchster Stelle Werbung für Bing erschien. Techcrunch schloss daraus messerscharf, Microsoft buche bei Google gezielt Werbung zum Suchbegriff Pornographie:
„Das beseitigt unserer Meinung nach alle Zweifel über die Absichten von Bing. Eine gute Porno-Suchmaschine zu machen, das halten wir für völlig in Ordnung. Und warum sollte man es nicht geradeheraus der Welt verkünden und bewerben?“
Kann das denn wahr sein bei einer Suchmaschine, die vor kurzem noch in der deutschen Version harmlose Suchbegriffe wie „Strumpfhose“ sperrte, weil sie angeblich zu „sexuell eindeutigen Inhalten“ führen könnten? Und die noch immer mit exakt dieser Begründung Informationen über die Darstellerin em>Carmella Bing verweigert, die in eben diesem Gewerbe tätig ist?
Microsoft beeilte sich, die Porno-Connection zu dementieren:
„Microsoft hat das Keyword ‚pornography‘ nicht gekauft, und dieser Begriff war nie in unserem Adwords-Account. Es gehört zu den Grundsätzen des Bing-Marketing-Teams, keine erwachsenen Inhalte bei unseren Keyword-Käufen oder in anderen Marketing-Kampagnen zu verwenden. Das Keyword, das diese Ergebnisse auszulösen scheint, ist ‚free videos‘. Wir werden bei Google nachfragen, um zu klären, warum diese Werbung bei solchen Suchanfragen auftaucht.“
Kamen Microsofts Werber wirklich nicht auf die Idee, was sich zu „free videos“ assoziiert? Sind sie so weltfremd, dass ihnen entgangen sein könnte, dass mit „free videos“ eben oft PrON beworben wird, es ein Synonym für kostenlosen PrOn sein könnte?
Synonyme aber sind bei Googles Adwords standardmäßig mit dabei, wie die Adwords-Hilfe erklärt: „Verwenden Sie gegebenenfalls Synonyme. Das Kontrollkästchen „Synonyme verwenden“ im Bereich „Beschreibende Wörter oder Wortgruppen“ ist standardmäßig aktiviert. Folglich kann z. B. ‚Zimmer mit Frühstück‘ als Synonym für das Keyword ‚Hotel‘ vorgeschlagen werden. Bei Deaktivierung des Kontrollkästchens schlägt das Tool nur Keywords vor, die mindestens einen der eingegebenen Suchbegriffe enthalten.“
Sollte dem Marketing-Team einer Suchmaschine eigentlich bekannt sein. Hätten die Binger Synonyme ausgeschlossen, hätte ihre Werbung für „free videos“ auch nicht bei einem Suchbegriff wie „pornography“ erscheinen können. Könnte es sein, dass sie das nicht ausschließen wollten? Warum wirbt eine Suchmaschine, die eine Entscheidungsmaschine sein wollte, überhaupt mit free videos? Und kann das nochmal 0,5 Prozent an Marktanteil bringen, um den Bing im Juli im Vergleich zum Juni zulegte?
(bk)
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Abbildung: Jon Peterson (Carmella Bing) / Screenshot: Techcrunch