Mit iPad 2 in die Tablet-Preiskriege
Von Bernd Kling am 3. März 2011
Überraschung, Apple unterbietet die Konkurrenz
Mit iPad 2 führt Apple keine sensationellen Neuerungen ein, sondern entwickelt das Medientablet evolutionär weiter. Mit einem wesentlich schnelleren Dual-Core-Prozessor und den lange vermissten Kameras zieht das Apple-Tablet der zweiten Generation gleich mit Motorola Xoom, dem Flaggschiff unter den Android-Tablets. Dennoch hält Apple die bisherigen Preise, die mit 499 US-Dollar beginnen. Mit 729 Dollar bei vergleichbarer Ausstattung (32 GB, UMTS) unterbietet auch iPad 2 Motorola Xoom, das mit 799 Dollar in den Markt ging.
Damit entfällt Motorolas Argument, aktuellere Technik zu bieten für ein paar Dollar mehr. Wettbewerber wie RIM (Playbook mit Blackberry OS) und HP (Touchpad mit WebOS) werden ebenfalls alles tun müssen, um nicht zu teuer auszusehen neben Apples iPad – während alle Welt günstigere Preise von ihnen erwartet. Im Preis völlig abgeschlagen bleiben Tablets mit Microsoft Windows erst recht in den Regalen liegen. Günstigere Tablets aber bleiben in der Leistung meist weit zurück und verschwinden oft schnell wieder aus dem Markt.
iPad (erste Generation) ab 369 Euro
Zumindest vorübergehend gibt es von Apple so etwas wie ein Sonderangebot. Wer noch die erste iPad-Generation mitnehmen möchte, bekommt sie ab heute bei Apple und anderen Anbietern für 379 Euro (16 GB, WLAN), bei Cyberport sogar ab 369 Euro.
Auch Analysten konnte nicht auf Dauer entgehen, dass Apple bei Tablets eine völlig andere Preisstrategie fährt als bislang von diesem Unternehmen gewohnt. Überrascht nahmen sie zur Kenntnis, dass Apple auf gewohnte Aufpreise verzichtet, um den Markt im Alleingang zu besetzen, bevor die Flut der bereits angekündigten Tablets heranrollt.
„Kein Wettbewerber konnte auch nur mit Apples Preisen gleichziehen“
Die Analysten von Bernstein Research rechneten nach und kamen auf eine für Apple bescheidene Bruttomarge von 25 – 30 Prozent beim iPad der ersten Generation. Sie dürfte sogar noch geringer ausfallen bei iPad 2, in dem neue und kostspieligere Komponenten verbaut sind.
Verkehrte Welt, staunt Toni Sacconaghi von Bernstein Research: „Apples Produkte positionieren sich traditionell mit einem deutlichen Preisaufschlag im Markt, begründet vor allem mit der Marke, dem Styling und der überlegenen Benutzererfahrung der Produkte. Daher war es die De-facto-Strategie der Wettbewerber, Apple im Preis zu unterbieten. Es ist insofern überraschend, dass bislang kein Wettbewerber auch nur mit Apples Preisen gleichziehen konnte, was die Frage nach den Gründen aufwirft.“
64 Hersteller mit 104 Tablets
Apple könnte sich aufgrund der angesammelten Milliardengewinne selbst Verluste leisten, um mit hohen Marktanteilen den Tablet-Markt zu besetzen. Das erzeugt einen hohen Preisdruck auf die inzwischen 64 Hersteller, die mit insgesamt 102 Tablets im Markt sind oder sie derzeit entwickeln.
Nicht alle können oder wollen in den Preiskampf gehen. Mit Dell hält sich einer der führenden PC-Hersteller zurück, obwohl bereits mit Android-Tablets im Markt. Dell plant zwar bereits weitere Modelle, will sich aber vorerst auf geschäftliche Nutzer konzentrieren: „Wir jagen unter diesen Bedingungen nicht den großen Stückzahlen nach.“
Abbildung: Apple