Nokia springt – und landet bei Microsoft
Von Bernd Kling am 11. Februar 2011
Das Bündnis der Verlierer im Smartphone-Markt setzt auf Windows Phone 7
Verhandelt hatte der angeschlagene finnische Hersteller sowohl mit Google als auch Microsoft. Beide waren so sehr an einer Partnerschaft interessiert, dass sie nach einem Bericht der New York Times gar nicht geizten: „Um Nokia zu einem Wechsel zu bewegen, bieten Google und Microsoft Unterstützung bei Entwicklung und Vermarktung im Wert von Hunderten von Millionen Dollar, wie von einer Person berichtet, die das Unternehmen beraten hat und über die Gespräche informiert wurde.“
Microsoft dürfte nach dem Niedergang von Windows Mobile und dem verhaltenen Start von Windows Phone 7 verzweifelt genug gewesen sein, um das höchste Gebot abzugeben. Nicht Googles Android OS kommt zum Zug wie bei fast allen führenden Handyherstellern, sondern Microsofts Windows Phone 7 dient in Zukunft als „Nokias primäres Smartphone-Betriebssystem“.
Das Nokia-Microsoft-Ökosystem
Nokia kündigt „eine breite strategische Partnerschaft mit Microsoft“ an, um „ein neues globales mobiles Ökosystem zu schaffen“, explizit bezeichnet als „Nokia-Microsoft-Ökosystem“. Das schließt auch zusammengelegte Dienste ein. Nokia Maps schließt sich Microsofts Bing und AdCenter an, Nokias App Store integriert sich in den Microsoft Marketplace. Die Entwicklerwerkzeuge steuert Microsoft bei.
So gut wie über Bord geht mit dieser Partnerschaft Nokias ehrgeiziges Projekt MeeGo, das in Zusammenarbeit mit Intel ein Betriebssystem für High-End-Smartpones, Tablets und mehr schaffen sollte. Die strategische Wende reduziert es zu einem Projekt für die langfristige Erprobung von Geräten und Plattformen der nächsten Generation. Nur noch die Auslieferung eines Produktes, das im Zusammenhang mit MeeGo steht, plant Nokia für dieses Jahr. Es dürfte sich definitiv nicht um ein Smartphone handeln, denn die neue Unternehmensstruktur sieht nur noch „MeeGo Computer“ vor.
MeeGo geht, Symbian bleibt (aber nicht für immer)
Das etablierte, aber angejahrte Smartphone-OS Symbian hingegen darf bleiben, um als „Franchise-Plattform“ noch jahrelange Einnahmen zu generieren. Nokia erwartet für die kommenden Jahre den Absatz von rund 150 Millionen weiteren Symbian-Geräten.
Nokia bestätigte die vielfach erwartete Entscheidung für Windows Phone 7 mit einer schriftlichen Stellungnahme. Weitere Details führt Nokia-Chef Stephen Elop heute in London während einer Investorenkonferenz aus.
Abbildung: Luca Sartoni / CC (Nokia-Chef Stephen Elop)