Online-Nutzer: Wir bezahlen nicht für News

Von am 17. Februar 2010  

Was kostenlos ist, soll auch kostenlos bleiben. Meinen 85 Prozent von 27.000 Verbrauchern, die Nielsen in 52 Ländern befragte. Hallo, Verleger?

Ganz ähnliche Antworten und Zahlen brachte bereits eine GfK-Umfrage im letzten Jahr, durchgeführt im Auftrag von Medienmogul Rupert Murdoch. Auch Forrester Research bekam im November von 80 Prozent der US-Verbraucher bestätigt, dass sie Zeitungen und Zeitschriften online schlicht ignorieren werden, wenn sie Eintrittsgeld verlangen. Die Marktforscher von Nielsen Co. wollte es noch gründlicher wissen und fragten in Nordamerika, Lateinamerika, Europa, Asien und Nahost nach, wie man es denn halte mit kostenpflichtigen Inhalten.

Zahlungsbereitschaft erklärten in immerhin vier Kategorien – Kinofilme, Musik, Spiele und professionell produzierte Videos – mehr als 50 Prozent der Befragten. Aber weniger als 30 Prozent kämen auf die Idee, für Social Networks, Podcasts, Nachrichtenradios, Blogs oder privat produzierte Videos zu bezahlen. Dazwischen lagen Zeitschriften, Zeitungen und nur im Internet vertretene News-Sites. 78 Prozent erklärten jedoch standhaft, für Online-Lektüre keinesfalls zusätzlich zu einem Abonnement bezahlen zu wollen.

79 Prozent kündigten klar an, eine Website links liegen zu lassen, wenn sie Geld verlange für den Zugang, „vorausgesetzt, dass sie die gleichen Informationen kostenlos finden können“. Noch höher ist die Verweigerungsrate in Nordamerika mit 85 Prozent.

Wenig gefallen dürften diese Ergebnisse Zeitungen wie der New York Times, die es erneut wagen will, Bares für Online-Nachrichten einzufordern. Laut Nielsen ziehen überhaupt nur 34 Prozent der Zeitungsleser und 39 Prozent der Zeitschriftenleser in Betracht, für Online-Inhalte zu bezahlen. Bei den Lesern von nur online präsenten Sites sind es sogar nur 31 Prozent.

Wenn überhaupt bezahlen, dann eher klein-klein mit Micropayment und nicht für ganze Abonnements, ließen 52 Prozent der global Befragten wissen (42 Prozent in Nordamerika). Nur 34 Prozent nehmen den Verlegern und Entertainment-Produzenten ab, dass kostenlose Online-Inhalte sie davon abhalten, weiterhin gleiche Qualität zu liefern. Weitere 30 Prozent glauben nicht an den behaupteten Qualitätsabfall, während 36 dazu keine feste Meinung hatten.

Die Fragesteller hatten ganz offensichtlich auf andere Antworten gehofft. Die Enttäuschung ist unschwer aus dem Fazit ihres Reports zu lesen: „Zu diesem Zeitpunkt kann niemand sicher sagen, wie verfestigt die Ideologie der kostenlosen Information unter den Verbrauchern ist. Es ist daher unklar, wie die Verbraucher auf die Welle neuer Kosten reagieren werden, selbst wenn sie die Unvermeidlichkeit akzeptieren, für Online-Inhalte bezahlen zu müssen.“

Fällt mir eine viel relevantere Gegenfrage ein: Wie verfestigt ist die Ideologie der kostenpflichtigen Information unter den Verlegern? Wie viele Umfragen brauchen die noch, bevor sie alte Geschäftsmodelle ernsthaft auf den Prüfstand stellen?

Sie könnten sich natürlich auch ganz einfach ihre Zahlen ohne ideologische Brille ansehen. Zu empfehlen beispielsweise den Buchhaltern des Axel Springer Verlags, die durch Bezahlmauern Leser verloren, dafür aber nur wenige Online-Abos gewannen.

(bk)

Abbildung: DRB62 / CC

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