Palm: Wir können überleben
Von Bernd Kling am 23. April 2010
Potenzielle Aufkäufer wie HTC nehmen Abstand, der CEO gibt Durchhalteparolen aus
Nach einem Reuters-Bericht hat sich HTC Palms Zahlen näher angesehen und will kein Gebot mehr für den einst führenden Smartphone-Hersteller abgeben. Sie dürften gar nicht gut ausgesehen haben, denn zumindest Palms umfangreiches Patentportfolio musste HTC reizen, das von Apple mit Patentklagen überzogen wird.
„Es gab einfach nicht genug Synergien, um zu einem sinnvollen Abschluss zu kommen“, wird eine Quelle zitiert. Nachdem auch Verhandlungen mit Huawei im Sande verliefen, scheint nur noch Lenovo als möglicher Palm-Aufkäufer im Rennen zu sein.
Palm-CEO Jon Rubinstein gibt den Berufsoptimisten und redet lieber über neue europäische Mobilfunkpartner und die Markteinführung von Pre Plus und Pixi Plus in Frankreich und Deutschland. Er kann allerdings nicht abstreiten, dass die Spekulationen über die Zukunft seines Unternehmens nicht eben geeignet sind, das Vertrauen der Entwickler zu gewinnen, ohne das ein Smartphone-OS längst nicht mehr abheben kann. „Bullish“ gab er sich jedoch, was die langfristigen Aussichten angeht: „Ich glaube, dass Palm als unabhängiges Unternehmen überleben kann. Wir haben einen Plan, der uns zur Profitabilität führt.“
Zum einen sieht er „eine starke Pipeline von Produkten in der Zukunft“, denn Palm arbeite „fast and furious“ an neuen Geräten. Zum anderen könnte der Weg in die Gewinnzone über die Lizenzierung von WebOS führen: „Wenn es eine passende strategische Beziehung gibt oder ein für uns sinnvolles geschäftliches Abkommen, dann werden wir WebOS natürlich lizenzieren. Mit größerer Verbreitung wächst der Nutzen für uns.“
Nicht bestätigen wollte Rubinstein, dass Palm bereits Investmentbanker mit der Prüfung der Verkaufsaussichten beauftragte, schloss aber eine Übernahme Palms nicht aus: „Wenn jemand mit einem vernünftigen Angebot zum Aufsichtsrat kommt, dann werden wir uns natürlich damit beschäftigen müssen.“