Polizei ermittelt nach Iphone-Suizid
Von Bernd Kling am 24. Juli 2009
Der Video-Screenshot zeigt Sun Danyong, während er am 15. Juli zum Verhör beim Sicherheitsdienst von Foxconn geführt wurde, dem Auftragsfertiger Apples. Am folgenden Tag stürzte sich der 25-jährige in den Tod. US-Medien sehen die wahre Ursache in Apples extremer Geheimhaltungspolitik.
Einer kam nicht an
Sun Danyong war für den Transport von 16 Geräten zu Apple verantwortlich gewesen. Nur 15 von ihnen, angeblich Prototypen des Iphone 4G, kamen in der Apple-Zentrale in Cupertino an. Das brachte den von Apples Aufträgen abhängigen Hersteller unter Druck. Der firmeneigene Sicherheitsdienst wiederum verdächtigte den jungen Mitarbeiter und setzte ihn so unter Druck, bis er es nicht mehr aushielt.
Von Apple wie auch von Foxconn ist bislang außer kurzen Statements wenig über die Geschehnisse mit tödlichem Ausgang zu erfahren. Beide Firmen drückten ihr Bedauern aus. Foxconn räumte ein, dass der firmeneigene Sicherheitsdienst die Wohnung Suns illegal durchsucht hatte. Möglicherweise sei der verdächtigte Mitarbeiter bei einem anschließenden Verhör auch körperlich misshandelt worden. Das sollte zunächst wiederum bei der Hon Hai Precision Industry Co. – vor allem unter ihrem Handelsnamen Foxconn bekannt – intern untersucht werden. Nachdem der Zwischenfall immer größere Aufmerksamkeit in der chinesischen Öffentlichkeit erregte, wurden die Ermittlungen inzwischen an die Polizei übergeben.
„Nur eine Frage der Zeit“
Während deutsche Publikationen bislang erstaunlich zurückhaltend oder gar überhaupt nicht über den tödlichen Zwischenfall berichteten, warum auch immer, findet er in den US-Medien starken Widerhall. Das Wall Street Journal stellte einen deutlichen Zusammenhang mit Apple her in der Überschrift „Hon Hai und Apple im Scheinwerferlicht nach Mitarbeiter-Suizid“.
John Hermann aber sprach im US-Gadgetblog Gizmodo.com ganz unverblümt aus, dass letztlich die völlig überzogene Geheimhaltungskultur Apples zum Tod Sun Danyongs geführt habe. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen bei der verschwiegensten Firma der Technologiebranche, die auch ihre eigenen Angestellten in Kalifornien ständig mit Kameras überwache:
„In einem gewissen Maße ist Apple der Tod Suns zuzuschreiben, und es ist eigentlich mehr als überraschend, dass so etwas nicht schon lange geschehen ist …
Aber dieses Szenario war leicht vorhersehbar. Und wie viel menschliches Risiko Apple einkalkulierte, bevor ein 25-jähriger Mann den Tod fand, ist mindestens so wichtig wie die Frage, wie Apple jetzt zu reagieren gedenkt.“
(bk)
Zum Thema bei TecZilla:
Suizid wegen Apple-Geheimhaltung bestätigt
Prototyp eines Iphones verloren – Selbstmord
Zum Thema im Web:
Abbildung: Brisbane Times / Southern Metropolis Daily (der von der chinesischsprachigen Tageszeitung erhaltene Video-Screenshot zeigt, wie der Foxconn-Mitarbeiter am Tag vor seinem Tod zum Verhör in der Zentrale des Sicherheitsdienstes geführt wird