Raumfahrt-Tech für Roadster
Von Bernd Kling am 18. Dezember 2008
Sollte Raumfahrt doch für was gut sein außer nationalstolze Empfindungen? Das Märchen von der Teflonpfanne dank Raumforschung glaubt schon lange keiner mehr. Jetzt soll in erdumlaufenden Satelliten bewährte Technologie Autos und insbesondere Cabrios zu mehr Stabilität verhelfen.
Um das mit der Pfanne abzuhaken: Den hitzebeständigen Kunststoff gab es lange vor den NASA-Starts, dokumentiert durch ein Patent aus dem Jahr 1938. Konnte die NASA doch nicht wissen, als sie damit den Nutzen der Raumfahrt belegen wollte.
Beim Abschuss ins All sind Satelliten Vibrationen ausgesetzt, die in ihrer Intensität Erdbeben nahe kommen können. Überschall-Schockwellen und der explosive Start der Trägerrakete sind am Werk. Dagegen geht eine Dämpfungstechnik der französischen Firma Artec Aerospace an, die in die Strukturen integriert ist und als Smart Passive Damping Device (SPADD) bezeichnet wird. Das Prinzip besteht darin, die innewohnende Dämpfung einer Struktur zu verstärken durch zusätzliche abstützende Elemente, die Energien ableiten, ohne das statische Verhalten der Struktur zu verändern.
Ein absoluter technologischer Durchbruch, freut sich die Europäische Weltraumbehörde ESA, um auch Geräusche und Vibrationen zu mindern. Die SPADD-Technik wird eingesetzt bei den Startplattformen der Ariane-Trägerraketen und in Satelliten wie Intelsat.
Demnächst auch in ganz irdischen Fahrzeugen, denn eine ESA-Organisation für Technologievermittlung brachte Artec Aerospace mit Autohersteller Daimler zusammen. Stabilisierungsbedarf besteht insbesondere bei Cabrios, deren selbsttragenden Karossen mit dem Oberteil viel von ihrer Verwindungssteifigkeit abhanden kommen. Vibrationen, die an Rückspiegel und Lenkrad rütteln, können locker das 10fache wie bei einer Limousine betragen.
Bislang wurde das durch eine schwerer ausgebaute Karosserie ausgeglichen, was zu einem Mehrgewicht von rund 50 kg führte. Beim Mercedes CLK Roadster führte Daimler vor, wie mit der SPADD-Technik Versteifungselemente mit einem Gewicht von 30 bis 40 kg einzusparen sind.
Danke, ESA. Danke, Raumfahrt.
(bk)