RearType: Microsoft erfindet die Tablet-Tastatur

Von am 10. August 2010 1 Kommentar 

Nach hinten geschoben

Apples iPad hat keine Tastatur. Und da kommt auch nie eine dran, da ist Steve Jobs vor. Microsoft hielt es bisher beim Tablet-PC vor allem mit der Stiftbedienung, die aber mit Windows als Betriebssystem einfach zu umständlich war. Mit Microsofts ungewohnt innovativen Tablet-Projekt „Courier“ sah das schon anders aus, aber das wurde eingestellt, obwohl von vielen mit Spannung erwartet.

Microsofts gut finanzierte Forscher aber bleiben an der Taste und suchen nach neuen Wegen, um sie in der Tablet-Ära zu erhalten. Sie teilten eine volle Buchstabentastatur, für schnelle 10-Finger-Schreiber wie mich noch immer unverzichtbar, in zwei Hälften und klappten sie auf die Rückseite eines Tablet-Prototypen. Die Daumen bleiben vorne und bedienen Tasten am linken und rechten Rand, während die übrigen Finger die Tastatur auf der Rückseite bespielen. Unverzichtbar ist dabei eine Abschalttaste, um versehentliche Eingaben zu verhindern.

Die unermüdliche Microsoft-Beobachterin Mary-Jo Foley stieß auf ein neues Forschungspapier (PDF) von Microsoft. Es ist auf unerfindlichen Gründen vordatiert auf September 2010 und trägt den Titel: „RearType: Text Entry Using Keys on the Back of a Device.“ Als Verfasser sind zwei Microsoft-Forscher angegeben, ein Autor von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen sowie zwei weitere Autoren von der Universität Toronto.

RearType-Prototyp (Rückseite)

Sie geben als Ziel aus ein System mit taktiler Rückmeldung wie eine vertraute Tastatur, ohne die Vorderseite des Geräts zu verunstalten. Es soll die unvermeidlichen Schwächen einer virtuellen Tastatur oder der Stifteingabe vermeiden, keine wertvolle Displayfläche verschenken. Darüber hinaus könnte es die gut eingeübten Fähigkeiten beim Schreiben mit QUERTZ-Tastaturen nutzen und die Texteingabe auch bei extrem mobilem Einsatz erlauben.

Soweit die Theorie. In der Praxis erwies sich anhand eines Prototypen, dass 12 tastaturerfahrene Probanden damit nach einer Stunde Training durchschnittlich 15,1 Wörter in englischer Sprache zu schreiben vermochten. Wie die Forscher berichten, unterscheidet sich das „statistisch nicht von ihrer Leistung mit einer Soft-Tastatur auf einem Touchscreen“.

Ein genauerer Blick in ihre Ergebnisse verrät allerdings, dass mit virtueller Tastatur immerhin 21,2 Wörter in der Minute möglich waren und die Probanden mit einer Volltastatur im Schnitt auf 72,1 Wörter kamen. Nur ein besonders begabter Proband kam auch mit RearType auf beachtliche 47 Wörter in der Minute (mit virtueller Tastatur auf 23, mit Volltastatur auf 83).

Zu verdanken haben wir diese wertvollen Erkenntnise den noch immer sehr hohen Forschungsausgaben von Microsoft. In der letzten Jahresbilanz wies Microsoft Ausgaben von 8,7 Milliarden US-Dollar für Forschung und Entwicklung aus. Zur Überraschung von Microsoft-Beobachtern waren es 3 Prozent weniger als im Vorjahr und damit die erste Kürzung von Forschungsausgaben in fünf Jahren.

Abbildungen: Microsoft Research

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  1. […] RearType: Microsoft erfindet die Tablet-Tastatur Klingt ja interessant, doch ist das für den „Normalbenutzer“ wirklich bedienbar, ich versuche […]