Regulierer prüfen ITA-Übernahme durch Google
Von Bernd Kling am 7. Juli 2010
Mit Google suchen und fliegen
Letzte Woche kündigte Google den geplanten Kauf von ITA an, einem Softwarespezialisten für Fluginformationen. ITA erstellt Software für Flugdaten, Tarife und Ticketbuchungen durch Touristikunternehmen. Unter anderem liefert ITA auch Flugdaten für Microsofts Suchmaschine Bing.
Unternehmen aus der Reisebranche hatten zuvor vergeblich versucht, Google zu überbieten – die Rede war von einem Kaufpreis in der Gegend von 700 Millionen bis zu einer Milliarde US-Dollar. Sie befürchteten einen zu großen Einfluss von Google, vielleicht aber auch größere Transparenz bei den Preisen durch eine von Google optimierte Suche.
In diese Richtung will Google mit ITA abheben, wie Googles Suchchefin Marissa Mayer erklärte. Obwohl in den USA fast die Hälfte aller Flugtickets online verkauft werden, sei es für viele eine „frustrierende Erfahrung“, den richtigen Flug zum günstigsten Preis zu bekommen: „Wir möchten diese Suche viel einfacher gestalten.“
Das deutsche Magazin Wirtschaftswoche leitete daraus ab, Google wolle zum Super-Reisebüro werden und selbst Reisebuchungen vermitteln: „Reisebuchungen: Der neue Arm der Krake Google“. Tatsächlich hatte Google umgehend klargestellt, nicht selbst in das Reisegeschäft einsteigen und keineswegs selbst Tickets verkaufen zu wollen. Es wäre auch mehr als unsinnig, denn das käme mit Googles Kerngeschäft der Werbung in Konflikt – und wäre zudem eine höchst unkluge Herausforderung der Kartellwächter.
Die Regulierer haben die Übernahme ohnehin schon im Blickfeld. Nach einem Bericht der New York Times werden sie wie erwartet die Übernahme prüfen und machen derzeit unter sich aus, welche Behörde dafür zuständig ist, die Handelsaufsicht FTC oder das Justizministerium. Google-Chef Schmidt selbst ging von einer „intensiven Prüfung“ durch die Behörden aus. Das bestätigt die Zeitung und beruft sich auf vertrauliche Quellen, die mit einem „ziemlich aggressiven Herangehen“ der zuständigen Aufpasser rechnen.
Experten für Kartellrecht erwarten überwiegend, dass die Übernahme erlaubt wird. Zu rechnen sei jedoch mit Auflagen, um eine mögliche Diskriminierung von Mitbewerbern zu verhindern. Google wird in jedem Fall die Flugdaten von ITA auch in Zukunft anderen Firmen zur Verfügung stellen müssen, darunter auch der Reisesuchmaschine Kayak.com und eben Microsofts Bing.
Google sagt bereits zu, sich gut vertragen zu wollen mit der Suchbranche für Reisen. CEO Eric Schmidt erklärte die Absicht, „alle bestehenden Vereinbarungen fortzuführen“.