Sarah Palin will 15 Millionen Dollar für ihre E-Mails

Von am 20. Oktober 2008  

Die Gouvernante aus Alaska, die gerne Vizepräsidentin werden möchte, ist eigentlich per Gesetz zur Archivierung der Mails verpflichtet, die sie in Staatsdiensten versendet und empfängt. Jetzt versucht sie die Gesetze mit einem Millionentrick auszuhebeln.

Sie neigt dazu, sich in politischen Debatten zu verheddern. Mit den nötigen Sicherheitsvorkehrungen bei der Nutzung von Webmails ist sie auch nicht so richtig vertraut.

Sie bewarb sich mit einer Kampagne, die für saubere und transparente Regierungsarbeit zu kämpfen vorgab, als Gouverneurin. Daher sagt sie jetzt nicht etwa, interessierte Medienvertreter oder Bürger dürften sich nicht für ihre E-Mails interessieren. Aber es koste eben ein bisschen. So eine richtig umfassende Suche koste über 15 Millionen $, falls jemand wirklich ihre Mails lesen wolle. Und außerdem, vor den Präsidentschaftswahlen am 17. November ginge schon gar nichts. Hört sich alles an, als steckten schreckliche Geheimnisse in den E-Mails der Elchjägerin.

Associated Press stützte sich auf Alaskas „Public Records“-Gesetze und verlangte nach allen Briefen und E-Mails des Staates, die an Todd Palin verschickt wurden, Ehemann der Gouverneurin, der ganz besonders in dem privaten Rachefeldzug gegen den Polizisten und Ex-Schwager der Gouverneurin involviert war, dem schließlich sogar Polizeichef Monegan zum Opfer fiel. Ein klarer Amtsmissbauch, wie ein Parlamentsausschuss feststellte, wenn auch noch nicht im strafbaren Bereich.

Kostet leider 15.364.960 US-Dollar, beschied das Büro der Gouverneurin, und machte eine erstaunliche Rechnung auf. Es koste sechs Stunden wertvoller Programmiererzeit, die E-Mails eines einzelnen Staatsangestellten zusammenzustellen, dazu zwei Stunden für „Sicherheitsüberprüfungen“, anschließend noch fünf Stunden, um die E-Mails nach den verlangten Worten oder Themen zu durchsuchen. Bei 73,87 $ je Stunde ergebe das 960,31 $ für einen einzigen E-Mail-Account.

Da der Staat Alaska über 16.000 in Vollzeit beschäftigte Mitarbeiter verfüge, bekam die Nachrichtenagentur die Summe von über 15 Millionen $ genannt – Kopierkosten noch nicht eingerechnet, da die Kopien wegen rechtlicher Vorbehalte nur auf Papier zu versenden wären. Denn die Regierungsanwälte benötigten Ausdrucke, um private oder aus anderen Gründen gesperrte Informationen zu entfernen. Was wiederum eine besonders schwierige Aufgabe sein soll, da Palin und ihre engen Mitarbeiter staatliche E-Mail-Accounts für Privates, andererseits private Accounts oft für regierungsamtliche Zwecke benutzt hatten. Ja, man könne auch elektronisch redigieren, aber die Regierungseinrichtungen seien dafür nicht gerüstet.

Gerne versuchen die Beamten auch, die Kosten doppelt in Rechnung zu stellen. Fragt eine andere Nachrichtenorganisation nach, wird sie ebenfalls um die Begleichung einer absurd hohen Rechnung gebeten, obwohl die Arbeit nicht noch einmal zu erledigen wäre. NBC bekam ebenfalls Kosten von 15 Millionen $ für Todd-Palin-Mails avisiert. Im Übrigen entspricht der Stundensatz von 73,87 $ nicht dem tatsächlichen Verdienst der Beschäftigten, die dann jeweils 144.000 $ jährlich verdienen müssten. Die Extraktionszeiten der mit Microsoft Outlook verwalteten E-Mails erscheinen ohnehin grotesk überschätzt. AP wollte sich nicht dazu äußern, ob die im Besitz von Tageszeitungen befindliche Agentur 45 Millionen $ für mehrere E-Mail-Recherchen nach Alaska aufzubringen gedenkt.

Und wenn, dann würde es natürlich dauern. Es wird kaum jemanden überraschen, das mit Ergebnissen nicht vor dem 17. November zu rechnen ist, zwei Wochen nach der Präsidentschaftswahl. Das Büro der Gouverneurin hat vorsorglich beim Generalstaatsanwalt eine Fristverlängerung für die relevanten Anfragen beantragt.

Ein Richter in Alaska verfügte vor kurzem, dass Vizekandidatin Palin auch alle Inhalte ihrer angeblich privaten Yahoo-Accounts erhalten muss, die sich auf Staatsgeschäfte beziehen, obwohl sie solche Accounts gar nicht dafür hätte einsetzen dürfen. Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates wurde beauftragt, die Yahoo-Mails zu sichern. Vielleicht gelingt es ihm eines Tages noch zu tragbaren Kosten, die toten Elche aus Sarah Palins geschützter E-Mail-Festung zu holen.

(bk)

MSNBC

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