Schluss mit dem 1. April!

Von am 1. April 2012  

April Fool's Day

Schon lange nicht mehr lustig

Es fing gleich morgens mit seltsamen Geräuschen an. Sie kamen aus den PC-Lautsprechern, während ein Podcast lief. Mal ein seltsames Stöhnen, Beschimpfungen („you’re an asshole“), diese Wörter mit den vier Buchstaben („fuck“) und schließlich ein höhnisches „You’ve been pwned!“

Podcast ausgestellt, die Geräusche gingen weiter. Ein Trojaner war es auch nicht, bei Ubuntu Linux eh nicht so leicht möglich. Der akustische Terror ging vielmehr von einer der in vielen Tabs geöffneten Webseiten aus, wie sich nach gezielter Suche herausstellen sollte. Das Urban Dictionary, als Slang-Wörterbuch eines meiner Übersetzungswerkzeuge, hatte sich diesen gnadenlosen Aprilscherz einfallen lassen, um auf sich und seinen besonderen Wortschatz aufmerksam zu machen.

Wer heute mit Nachrichten zu arbeiten hat, der kann einem nur leid tun. Ganzjährig humorlose Menschen fühlen sich einmal jährlich dazu aufgerufen, dumme Falschmeldungen in die Welt zu setzen. Und hoffen auch noch, dass andere das glauben oder zumindest witzig finden.

Tagesschau.de muss mithalten und kündigt eine Spendengala für die Liberalen an. Die Intendanten der ARD hätten sich entschlossen, der in ihrer Existenz nachhaltig gefährdeten FDP beizustehen mit einer von Florian Silbereisen moderierten Spendengala „Die große Freie Demokratische Party“. Muhaha, immer auf die Kleinen. Und nach den Kommentaren drunter zu urteilen, scheinen tatsächlich einige drauf reingefallen zu sein.

Die Nerds von der Tech-Fraktion unterwerfen sich dem wiederkehrenden Aprilscherz-Zwang besonders lustvoll. „Ohne Wolken kein Cloud-Computing“ versucht sich Golem.de mit „IT-News für Profis“. Etwas gewitzter kann es der durch britischen Boulevard-Humor gestählte Register. Er greift Steve Jobs‘ Drohung auf, einen Atomkrieg gegen das konkurrierende Android OS zu führen, und berichtet, der nachfolgende Apple-Chef Tim Cook habe den „Atomschlag“ mit einem vernichtenden Patentangriff ausgeführt. Apple soll demnach ein Patent für Rechtecke erworben haben, das erstmals der American Mathematical Society im Oktober 1912 gewährt wurde. Seine Anwälte hätten es mit diesem massiven „geistigen Eigentum“ in der Hand, praktisch alle Smartphones und Tablets anderer Hersteller verbieten zu lassen.

The Register entfernt sich gar nicht so weit von der Nachrichtenlage, da es in den juristischen Auseinandersetzungen zwischen Apple und Samsung tatsächlich auch um die Form von Tablets geht. Als ein angeblich von Samsung unrechtmäßig kopiertes Designelement reklamierte Apple „ein rechteckiges Produkt mit vier gleichmäßig abgerundeten Ecken“ für sich, um bei deutschen Gerichten ein Verkaufsverbot für das Konkurrenzprodukt zu erwirken. Braucht es da noch Aprilscherze?

Wer trotzdem mehr davon braucht: Nach aktueller Zählung gibt es schon mindestens 225 weitere.

Abbildung: 360 Pictures

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