Second Life kehrt zurück – in den Browser
Von Bernd Kling am 10. Juni 2010 3 Kommentare
Noch ein virtuelles Leben für Second Life?
Es ist ruhig und ruhiger geworden um die virtuelle Welt, die einst Boulevardmedien wie Bild und Spiegel in Dauererregung versetzte. Nach dem Überhype kam der große Absturz. Gründer Philip Rosedale musste sich 2008 in den Verwaltungsrat des Betreibers Linden Lab zurückziehen, als CEO übernahm Mark Kingdon. Er verkündet jetzt die große Kehrtwende als „strategische Restrukturierung“, was zugleich eine nette Umschreibung dafür ist, 30 Prozent der zuvor über 300 Mitarbeiter zu feuern.
Linden Lab will den Download einer Software überflüssig machen für ein besser zugängliches Second Life insbesonders auf mobilen Geräten. Second Life soll außerdem in Social Networks wie Facebook expandieren. Mark Kingdon nannte die Ziele, ohne einen Zeitplan zu geben:
„Letztlich kommt es uns darauf an, Second Life zugänglicher und nützlicher zu machen für ein breites Publikum. Die heutige Ankündigung über unsere Reorganisierung wird uns helfen, Second Life noch einfacher, unterhaltsamer und reizvoller zu gestalten für Benutzer, die ihre erste Erfahrung damit sammeln. Es ermöglicht uns weiterhin Investitionen, 3D in das Web zu bringen und profitabler zu werden.“
Second Life „konsolidiert“ sich in den USA. Die virtuelle Welt inmitten der Entlassungswelle verlassen hat offenbar auch die deutsche Country-Managerin Katrin Janssen, obwohl Deutschland noch immer als zweitwichtigster Markt von Second Life gilt.
Screenshot: Second Life
„…die einst Boulevardmedien wie Bild und Spiegel..“
Boulevardmedien „Der Spiegel“? O.O
Bitte, hier geht’s zum Boulevard – und keiner hat Second Life so hochgezogen wie Spiegel Online mit dem eigenen Avatar Sponto („Wie Sponto im Sexshop landet“) zwischen virtuellem Sex und Spiritualität:
http://www.spiegel.de/thema/second_life_tagebuch/
Daraus wurde übrigens eine Fortsetzungsgeschichte und dann noch ein richtiges Buch. Autor Christian Stöcker hatte 2007 große Mühe, den von ihm selbst mitinszenierten Second-Life-Hype zu verteidigen:
http://www.spiegel.de/netzwelt/spielzeug/0,1518,474159,00.html
Das Printmagazin zog nach mit einer Titelgeschichte. Und nein, die war auch nicht viel besser.