Staubexplosion bei Apple-Zulieferer Foxconn – Produktionsstopp – Forscher warnten vergeblich
Von Bernd Kling am 23. Mai 2011
Entzündlicher Staub entstand angeblich beim Polieren von iPad-Gehäusen
Die Explosion im Werk in der südchinesischen Stadt Chengdu forderte ein drittes Todesopfer. Sechs der fünfzehn weiteren Verletzten konnten das Krankenhaus wieder verlassen.
Foxconns Muttergesellschaft Hon Hai Precision Industry Co. nannte inzwischen eine Staubexplosion als Ursache der Katastrophe. Demnach entzündete sich Staub innerhalb eines Absaugschachtes in einer Polierwerkstatt. Da offenbar Wiederholungsgefahr besteht, hat Foxconn alle Werkstätten geschlossen, in der ähnliche Arbeitsvorgänge ausgeführt werden. Betroffen sind Werkstätten Foxconns in China, die dem Abschleifen oder Polieren elektronischer Bauteile und Produkte dienen.
Analysten sorgen sich um Apples Lieferprobleme
Analysten und Investoren beschäftigen sich seit den ersten Meldungen über das Unglück damit, inwieweit es zu Lieferproblemen für das iPad führen könnte. Klare Angaben darüber, welche Mengen von Apples Tablet aus den einzelnen Werken kommen, sind weder von Apple noch von Foxconn zu bekommen. Foxconn-Sprecher Edmund Ding versicherte inzwischen, die Sicherheitsüberprüfungen sollten innerhalb von etwa einer Woche abgeschlossen sein. Foxconn wird sich zweifellos beeilen damit, da die Vorräte an iPad-2-Gehäusen für die Produktion von etwa einer Woche reichen. Alle übrigen Produktionsbereiche laufen unverändert weiter.
Die chinesische Regierung hat offenbar eine weitgehende Nachrichtensperre über die Geschehnisse in Chengdu verhängt. Während Chinas Medien schweigen, verbreiten sich die Informationen aus Taiwan und über das Web.
Eine vorhersehbare Katastrophe
Das Foxconn-Werk in Chengdu wurde in relativ kurzer Zeit und mit erheblicher Unterstützung der Regierung aus dem Boden gestampft. Zwei Wochen vor der Explosion beschrieb eine Dokumentation (PDF) unabhängiger Studenten und Wissenschaftler aus Hongkong (Students & Scholars Against Corporate Misbehaviour, SACOM) das Werk als besonders riskant: „Unter den drei Werken ist Chengdu besonders alarmierend, was die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter angeht.“
Nach einem Besuch in der iPad-Fertigung in Chengdu beschrieben sie am 6. Mai genau die Zustände und Gefahren, aus denen heraus sich das Unglück erklärt:
„Die Arbeiter sind nicht hinreichend ausgebildet im Umgang mit Chemikalien und bekommen vor Ort keine regelmäßigen gesundheitlichen Untersuchungen. Eine Anzahl von Befragten beklagt sich über Allergien, aber das Management untersucht die nachteiligen Wirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeiter nicht. Die Arbeiter machen außerdem auf das Problem schlechter Belüftung und unzureichender Schutzausrüstung aufmerksam.“
Besonders erschreckend liest sich, wie die Berichterstatter die Zustände in der Polierabteilung beschreiben. Es ist der Gefahrenort, im dem sich wenig später das Unglück ereignen sollte:
„Die Arbeiter in der Polierabteilung beschweren sich auch darüber, dass die Abteilung voll von Aluminiumstaub ist. Obwohl sie abgenutzte Handschuhe trugen, sind ihre Hände dennoch von Staub überzogen, ebenso wie ihre Gesichter und ihre Kleidung. Einige Arbeiter meinen dazu, dass die Belüftung in der Fabrikhalle verbessert werden müsste.“
Abbildung: Micgadget.com